Blues-Legende B. B. King †

Die US-amerikanische Musikikone Riley "Blues Boy" (B. B.) King ist am Donnerstagabend im 90. Lebensjahr in seinem Haus in Las Vegas, wo er seit Anfang Mai nach einem Herzinfarkt und Komplikationen nach jahrzehntelanger Diabeteserkrankung palliativ betreut wurde, gestorben.

King war einer der wenigen afroamerikanischen Musiker, denen zu Lebzeiten die gebührende Würdigung wiederfuhr: 15 Grammys, Einträge in den "Halls of Fame" mehrerer Musikgenres, Würdigungen durch US-Präsidenten und die !Presidential Medal of Freedom! als höchste zivile US-Auszeichnung obendrein - und auch den Polar Prize als "Nobelpreis der Musik". Dass er diesen 2004 gleichberechtigt mit Komponist György Ligeti bekam, zeigt seinen Rang auch abseits eingeschworener Blues-Hörerschaften.

Kings Gesang und sein Gitarrenspiel wären Grund genug für Ehrerbietung gewesen. Generationen sind daran gescheitert, dem Sound seiner Gibson ES-355 nahezukommen - allein deshalb, weil der Klang bei ihm aus einer mörderisch hohen Saitenlage resultierte und es außer ihm nur sehr wenige schafften, derartige Kraftarbeit so luftig-leicht klingen zu lassen. Viel mehr als das unmittelbar Hörbare beeindruckte Kollegen aber die Geisteshaltung und musikalische Intelligenz, die aus Riley King "B. B. King" gemacht hatten.

King blieb sein Leben lang im Hinblick auf seine Kunst kompromisslos und begriff sich zu Recht als "Blues-Gralshüter": Er hatte das Gitarrenspiel von Robert Lockwood jr. gelernt und der wiederum von Robert Johnson selbst, dem Urvater des modernen Blues. Wo andere Musiker aber Kompromisslosigkeit mit Borniertheit verwechseln, war der Sohn von Baumwollpflückern ein Leben lang hellhörig und selbstreflektiert und zimmerte sich seinen unverwechselbaren Blues mit Elementen des Jazz und Soul zurecht.

Unnachgiebig, aber nie stur war auch sein Charakter: Er bezog schon strikt gegen Rassismus und Diskriminierung Stellung, als er noch weit weg von seinem späteren Ikonenstatus war und deshalb keine Konsequenzen mehr fürchten musste. Zugleich war nie ein Hauch Verbitterung in seinen Worten: Niemand sei in Wahrheit ein Rassist oder böse, so Kings Überzeugung - Menschen würden nur dazu gemacht, weil sie in Wahrheit guten Glaubens seien und deshalb auch Scheinargumenten auf den Leim gingen.