Black Matter

Gewinner der diesjährigen öffentlichen Ausschreibung von "x-mas+ 2010" ist der Genfer Künstler Luc Mattenberger (*1980). Im grössten Saal des CentrePasquArt präsentiert er seine eigens für diese Ausstellung konzipierte Installation "Black Matter". Das biomorphe, wie eine gigantische Lunge wirkende Gebilde haucht dem White Cube sprichwörtlich Leben ein und verleiht ihm eine fast organisch anmutende Atmosphäre.

Mit Black Matter hat Luc Mattenberger ein monumentales Werk geschaffen, das gleichzeitig irritiert, fasziniert, aber auch beunruhigt. Denn obwohl die an eine überdimensionale Lunge gemahnende Installation aus industriell gefertigten Materialien besteht und der mechanische Antrieb deutlich sichtbar bleibt, wirkt sie durch ihre zyklische Bewegung seltsam organisch, ja fast lebendig. Unablässig hebt und senkt sich das immense biomorphe Gebilde; sobald es seine maximale Ausdehnung erreicht hat, fällt es langsam in sich zusammen, um sich dann sogleich wieder aufzubäumen. Aufrechterhalten wird die Bewegung durch eine Seilwinde, die in der gegenüberliegenden Raumecke befestigt und mit der die Kunststoffplane durch ein Drahtseil verbunden ist. Der Mechanismus ist simpel und leicht nachvollziehbar, was im Dunklen bleibt, ist die Funktion dieser eigenartigen Konstruktion.

Im Werk des jungen Genfer Künstlers begegnen uns immer wieder rätselhafte Maschinen, mechanisch betriebene Objekte oder gar – wie bei Black Matter - ganze Installationen, deren Funktionen nur erahnt werden können, aber nie vollständig zu ergründen sind. Mit seinen Konstruktionen verweist Mattenberger auf das ambivalente Verhältnis des Menschen zu den Maschinen. Obwohl der Mensch die Maschinen erschafft, sie beherrscht und ihr Potential zu seinen Gunsten nutzt, bleibt er ihnen aufgrund der Verletzlichkeit des menschlichen Körpers in gewisser Hinsicht ausgeliefert.

Zu dieser realen Gefahr von falsch bedienten oder ausser Kontrolle geratenen Maschinen kommt die durch die Literatur und das Kino immer wieder geschürte (irrationale) Angst, dass die Maschinen den Menschen eines Tages vollends dominieren und sich so das Machtverhältnis umdrehen könnte. Trotz des Titels Black Matter ist Mattenberger jedoch keineswegs ein Schwarzmaler. Es geht ihm auch nicht darum, uns apokalyptische Visionen vor Augen zu führen. Es ist vielmehr seine eigene Faszination für die Möglichkeiten der Technik, die ihn dazu verleitet, unter Anwendung verschiedenster Materialien maschinenartige Werke zu schaffen, die die Betrachter nicht nur zum Nachdenken und Rätseln animieren, sondern sie nicht selten auch zum Staunen und Schmunzeln bringen.

Luc Mattenberger (*1980) lebt und arbeitet in Genf, wo er 2006 an der Haute école d’art et de design den Masterstudiengang abschloss und anschliessend ein Nachdiplom (ALPes) machte. "x-mas+" ist eine Zusammenarbeit von Kunsthaus und Kunstverein Biel und wurde als Ergänzung zur Weihnachtsausstellung bereits mehrmals (2002-2005; 2008; 2009) durchgeführt. "x-mas+" bietet auch Kunstschaffenden, die installativ oder in grösseren Formaten arbeiten, die Möglichkeit, Projekte einzugeben.

x-mas+ 2010 - Luc Mattenberger
5. Dezember 2010 bis 2. Januar 2011