Bilder von Frauen

In der Schrunser MAP Kellergalerie kommt es in der neuen Ausstellung „Bilder von Frauen“ zu einer künstlerischen Vater-Tochter-Begegnung zwischen Nikolaus Walter und May-Britt Nyberg. Gezeigt werden, wie bereits dem Ausstellungstitel zu entnehmen ist, Frauenbilder. Dies, weil ja erstens May-Britt Nyberg eine Frau ist und sie neue Acryl-Arbeiten auf Leinwand zeigt, und zweitens Nikolaus Walter ausschließlich mit Schwarz-Weiß-Ansichten von Frauen aufwartet. Und zwar mit Frauen in teils ganz speziellen Rollen, wie man sie üblicherweise nicht kennt und in denen die Situationskomik ein wesentlicher Aspekt darstellt.

Abgedämpfte Farben

Ein Kennzeichen der Bilder der 1965 im dänischen Herning geborenen und seit genau dreissig Jahren in Feldkirch lebenden Künstlerin ist die Verwendung abgedämpfter Farben. Farben erscheinen in der Bildwelt Nybergs nur ganz selten in einer plakativen Farbigkeit, sondern sie werden durch die Beimischung von etwas Schwarz gemildert und abgeschwächt. Wie Schleier breiten sich die fast monochrom gehaltenen Farbschichten über die Leinwand aus.

Das Hauptspektrum der eingesetzten Farben changiert zwischen einem transparenten, fast ins Türkis gehenden Blau und Grün bis zu unterschiedlichsten Grautönen. Die Künstlerin verweist damit auf die besonderen dumpfen Lichtverhältnisse im Norden, das sich völlig etwa von der Intensität und Stärke des mediterranen Lichts unterscheidet. Je nach Witterung scheinen etwa in Dänemark die Horizontlinien von Meer und Landschaft ineinander überzulaufen.

In die meisten Leinwandarbeiten werden auch ausgedruckte Kopien von Fotos, die die Künstlerin selber gemacht hat, eincollagiert. Das können etwa Abbildungen von Fischen, Vögeln oder Pflanzen sein, die man ebenfalls als eine gewisse Annäherung an die Wurzeln der Künstlerin interpretieren könnte. Dennoch erzählen solche „Implantate“, die wie „Fenster“ in anderen (Bild)Welten wirken, in der Regel keine abgeschlossene Geschichten, sondern sie unterbrechen und strukturieren den grundsätzlich abstrakt gehaltenen Bildraum. Auch die Texturen, die immer wieder in die noch nasse Acrylfarbe eingeritzt werden (Sgrafittos) dienen dieser Strukturierung. Sowohl die Eincollagierungen als auch Gravuren werden sehr behutsam und sparsam durchgeführt. Sie sind auch als zusätzliche grafische Elemente zu gewichten.

Nyberg verwendet ihr nordisch geprägtes Farbspektrum in unterschiedlichsten Konsistenzien. Mal in einer pastosen, haptischen Dichte, dann wieder extrem dünnflüssig, sodass sich Rinnspuren über den Bildraum ausbreiten. Die Konsistenz ist davon abhängig, was für Effekte sie damit erzielen möchte.

Begegnungen mit Menschen

Nikolaus Walter genießt in Österreich, aber auch international, den Ruf eines renommierten Autorenfotografen. Teilnehmendes Interesse für Menschen, ihre Eigenheiten und Wesenszüge, ihre Lebensumstände und Schicksale, kennzeichnet seine Fotoarbeiten. Den Individuen wird eine ernsthafte Würde zuteil, und nicht selten blitzt leise Ironie auf. In Nikolaus Walters Fotografien bekommen mitunter sogar Orte ein Gesicht. Nikolaus ist ein Humanist mit Kamera, ist fotografischer Chronist und Erzähler.

Walter hat nebst seinen vielen fotografischen Reisen und Aufenthalten im (außer)europäischen Raum auch in Vorarlberg jahrzehntelang fotografische Sozialrecherche und Milieustudien vorgenommen. Daraus ist ein thematisch ungemein vielfältiger Fundus entstanden, der generationelle Geschichte(n) und Gegenwart(en) fotografisch dokumentiert und gesellschaftliche Daseinsformen spiegelt. Und immer wieder tauchen „sie“ auf: Die Groteske, die Einsamkeit, die Ironie. Dabei kommt Nikolaus Walter den Menschen nahe, ohne ihnen nahe zu treten.

Walter hat für die kleine, aber feine Ausstellung in der MAP Kellergalerie eine essenzielle Auswahl aus seinem Fundus getroffen, die ausschließlich „Bilder von Frauen“ in einer ungewöhnlichen situativen Vielfalt repräsentiert. Von einer Uroma (die Mutter des Fotografen) mit ihrem Urenkel bei der Buchlektüre in Feldkirch. Von einer portugiesischen Fischerin ebenso wie von der Frau des legendär gewordenen „Toronto Cowboy“. Von der Schwester Oberin im Bludenzer Kloster St. Peter ebenso wie von der schillernden Schauspielerin Jenny in Berlin. Und von einer Mutter aus Kalkutta mit Kleinkind ebenso wie von der legendären (längst verstorbenen) Kuratorin Eva Jakob, bei ihrem Espresso in Feldkirch.

May-Britt Nyberg und Nikolaus Walter: Bilder von Frauen
MAP Kellergalerie Schruns
23.6.-16.7.
Eröffnung: Do, 15. Juni, 19.30 Uhr
Worte: Bruno Winkler u. Karlheinz Pichler
Finissage; 16.7., 17.00 Uhr
Öffnungszeiten: jeweils Fr, Sa, So von 17.00 bis 19.00 Uhr