"Best of" bei der Viennale

19. Oktober 2007
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73 Spielfilme, 54 Dokumentarfilme und dazu ein Tribute an Jane Fonda, eine Retrospektive zum Essayfilm sowie mehrere Spezialprogramme wird die Viennale vom 19. bis 31.10. 2007 bieten. Sehen lassen kann sich auch die Liste der Stargäste, die von Sandrine Bonnaire über Jane Fonda bis Todd Haynes reicht.

Keine Premieren und keine Blockbuster bietet die Viennale, dafür so ziemlich alles, was dieses Jahr bei den Festivals von Berlin, Cannes, Locarno und Venedig für Aufsehen sorgte, aber noch nicht den Weg in die österreichischen Kinos fand. Die Siegerfilme der vier großen A-Festivals (Berlin: Wang Quan Ans "Tuyas Hochzeit"; Cannes: Christians Mungius "4 Monate, 3 Wochen, 2 Tage"; Locarno: Masahiro Kobayashis ; Ang Lees "Lust, Caution") sind nur die Spitze des Eisbergs. Zu sehen gibt es auch die neuen Filme von Gus van Sant ("Paranoid Park"), Ulrich Seidl ("Import Export"), Christian Petzold ("Yella"), Hans Weingartner ("Free Rainer"), Todd Haynes ("I´m Not There") oder der Coen Brüder ("No Country for Old Man").

Trotz dieser Dichte an großen Namen sollte man auch die Filme weniger berühmter Regisseure nicht außer Acht lassen. Gleich zu Beginn des Festivals steht beispielsweise mit Naomi Kawases "Mogari no mori" ein in Cannes von den Kritikern gefeierter Film auf dem Programm. Mit ausgezeichneten Kritiken nach Wien kommen auch Robert Thalheims "Am Ende kommen Touristen" und Valeria Bruni-Tedeschis zweiter Spielfilm "Actors". Eine über weite Strecken fesselnde Variante zu Roman Polanskis "Rosemarys Baby" liefert George Ratliff mit seinem perfekt inszenierten und gespielten Psychothriller "Joshua" und im Zugang und in der filmischen Gestaltung zumindest originell ist Philippe Ramos´ fiktive Nachzeichnung des Lebens von Melvilles legendärem Kapitän Ahab ("Capitaine Achab"). Gespannt sein darf man im Spielfilmbereich aber auch auf den neuen Film vom "Eureka"-Regisseur Aoyama Shinji ("Sad Vacation") und Tom Kalins Inzestdrama "Savage Grace".

Ein konventioneller, aber packender und sehr informativer Dokumentarfilm ist Barbet Schroeder gelungen. In "L´avocat de la terreur" zeichnet er nicht nur das Leben des Anwalts Jacques Vergès nach, der RAF-Terroristen ebenso wie den Nazi-Verbrecher Klaus Barbie verteidigte, sondern skizziert auch die Geschichte des Terrorismus vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Beginn islamistischer Anschläge Anfang der 1980er Jahre. Nicolas Philibert ("Sein und Haben") wiederum kehrt in "Retour en Normandie" in die Region zurück, in der er vor 30 Jahren als Regieassistent von Rene Allio mit der einheimischen Bevölkerung den Film "Moi, Pierre Rivière, ayant égorgé ma mère, ma soeur et mon frère ..." gedreht hat. Erkundungen von Landschaften in Osten Deutschlands und in Polen und der dort lebenden Menschen ist das große Thema von Volker Koepp, der bei der Viennale mit zwei Filmen vertreten ist. In "Söhne" erzählt er eine deutsch-polnische Familiengeschichte vom Kriegsende bis zur Gegenwart und in seinem jüngsten Film "Holunderblüte" geleitet er Kinder, die in der russischen Exklave um Kaliningrad leben durch den Kreislauf der Jahreszeiten.

Dürfte der Tribute an Jane Fonda mit leichter Kost wie der Westernkomödie "Cat Ballou" und dem Science-Fiction Pop-Märchen "Barbarella" und Klassikern des New Hollywood wie Alan J. Pakulas Thriller "Klute", mit dem das Festival eröffnet wird, oder Hal Ashbys Vietnamdrama "Coming Home" ein großes Publikum ansprechen, so dürften bei der thematischen Retrospektive zum Essayfilm im Filmmuseum die Spezialisten eher unter sich bleiben. – Über 12 Tage ein volles Programm wird auf jeden Fall geboten und im reichhaltigen Angebot dürfte sich für jeden Geschmack genug Interessantes finden.