Barocke Welten

Das Künstlerduo Getzner nimmt im Vorarlberger Kunstbetrieb eine Sonderstellung ein. Die Kunstproduktion geschieht bei ihnen nämlich nicht als eine Art eigenständiger Disziplin, die vom Alltag abgekoppelt ist, sondern Kunst ist bei ihnen unmittelbar mit dem Leben verwoben. Ab 19. November 2010 zeigt die Feldkircher Galerie Feurstein unter dem Titel "Zwischenstand" Arbeiten von Christoph und Markus Getzner.

Die Kunstwerke schiessen wie Pilze als quasi konditionierte Begleitumstände des Daseins aus dem Inneren an die Oberfläche. Das hängt letztlich auch damit zusammen, dass sich ihre Art der Lebensführung stark an geistigen Werten orientiert. So ist etwa Christoph Getzner Mitglied der Dombauhütte zu St. Stephan in Wien während Markus Getzner als Mönch im tibetisch-buddhistischen Kloster Rabten Choeling in Le Mont-Pèlerin in der Schweiz lebt. Gleichwohl haben die beiden Vorarlberger umfassende Kunstausbildungen abgeschlossen. Christoph Getzner, geboren 1960 in Feldkirch, absolvierte die Meisterklasse für Holz- und Steinbildhauerei in Graz, Markus Getzner, 1965 in Bludenz zur Welt gekommen, studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Wien zunächst Malerei bei Arnulf Rainer, dann Bildhauerei bei Bruno Gironcoli.

Gemeinsam künstlerisch tätig sind die beiden allerdings erst seit 2004. Und dies recht erfolgreich. Die Liste der Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen ist seither sprunghaft angestiegen. Unter anderem wurden Arbeiten von ihnen in der Kunsthalle St. Gallen und im Kunstmuseum Thurgau in der Kartause Ittingen gezeigt. Und die beiden gewannen den Kunst-am-Bau-Wettbewerb zur Gestaltung der neuen Bahnsteigunterführung in Dornbirn, die 2007 eröffnet wurde. Bei dieser Bahnsteigunterführung ging es darum, eine hinterleuchtete Glasfläche im Ausmass von drei mal neun Metern zu gestalten.

Die Jury urteilte damals über die Einreichung der Getzners: "Es ist eine seltsam anmutende, sehr eigenständige Arbeit. Sie wirkt barock; manieriert; zum Teil mit abstrusem Witz versetzt. Die perspektivische Verzerrung wirkt sehr reizvoll; ebenso das Zusammentreffen von mehrschichtigen kulturellen Ansätzen. Es finden sich ikonenhafte Elemente ebenso wie "Märchenelemente"... Die Arbeit führt weg von den üblichen Sehgewohnheiten. Es finden sich auch Hinweise auf die Thematisierung von Spiritualität und Tod; amorph, aber keineswegs abstoßend. Die "Sehnsucht nach dem Bildhaften" wird gestillt." Eine Beschreibung, die das Werk der Brüder im Kern gut erfasst.

Was formal diese Barockisierung ausmacht, ist der Rückgriff auf üppige Formen, die Vermischung von sakralen und weltlichen Gegenständen, der Einbezug von Symbolen der Vergänglichkeit wie Totenschädeln, Gebeine oder vegetative Elemente – Attribute, die man von Vanitas-Stillleben her kennt. Und immer in Kombination mit Gegenständen aus der heutigen realen Welt. Aber auch die zeichnerische Konzentration auf die Umrisse und die Überzeichnung der figurativen Elemente in einem fast Comic-haften Stil, verpasst den Arbeiten einen eigenwilligen, mitunter fast absurden Charakter.

Zu sehen sind Zeichnungen, Bilder, Scherenschnitte, Skulpturen und Assemblagen, die eine bildnerische Inszenierung der Gegenwart nach barockem Muster erstehen lassen.

Zwischenstand
19. November 2010 bis 12. Februar 2011