Avenida Progreso

Die Arbeiten des in Mexiko geborenen Künstlers Mauricio Guillén (*1971) umfassen Film, Fotografie, Textarbeiten und Objekte. Guillén verbindet dabei persönliche Erfahrungen und konzeptuelle Strategien, mit denen er untersucht, wie Bilder und Sprache unser Verständnis von Kultur und Geschichte beeinflussen. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht der Film "Avenida Progreso", für dessen Produktion Guillén an den Ort seiner Kindheit und Jugend zurückgekehrt ist.

Die Geschichte des Films führt den Betrachter durch Viertel wie Polanco, Irrigación und Oceanía in Mexiko-Stadt bis ans Straßenende der Avenida Progreso. Im Zentrum einer anachronistischen Reise durch die Straßen, die meist nach abendländischen Philosophen und Literaten benannt sind, wie Goethe, Byron, Marx, Tolstoi und Aristoteles, steht ein Professor für Philosophie und Ästhetik. Guillén untersucht in dem Film soziale und kulturelle Unterschiede innerhalb einer Gesellschaft, die sich im Wandel befindet und doch noch immer vom Kulturimport der Kolonisation geprägt ist. Fotografien und Textarbeiten, die sich mit Sprache und der Funktion von Sprache als Kulturträger beschäftigen, ergänzen den Film.

Guillén verwendet beispielsweise ein Buch aus dem Post-Viktorianischen Zeitalter als Ausgangspunkt, um das dort bildlich dargestellte Alphabet – "A for Artist, B for Beggar, C for Countess etc." – neu zu arrangieren und in der Gegenwart abzubilden. Zusammenhänge werden auf diese Weise aufgelöst und infrage gestellt. Kulturelle und soziale Codes nutzt der Künstler als Basis, um andere oder neue Geschichten zu konstruieren. Die Frage nach dem Entstehen und der Verteilung von Bildung und Wissen in der Gesellschaft ist zentral in der Arbeit des Künstlers.

Avenida Progreso
28. Juli bis 16. September 2012