ArtDesign Feldkirch - Eine substantielle Weiterentwicklung

29. Oktober 2015
30.10.2015 bis  19.11.2015
Bildteil

Die ArtDesign ist eine tragende Komponente im Stadtleben von Feldkirch, eine relevante Größe in der übernationalen Gestaltungs-Szene und ein Fixtermin für die ÄsthetInnen der Region. Ihrem Charakter als Verbindung von imposantem Pop-Up-Shop und soziokultureller Intervention wird sie heuer auf neue Art gerecht: Zum Standbein der Verkaufsmesse an einem Wochenende gesellt sich erstmals ein Spielbein, das die ArtDesign räumlich und zeitlich ausdehnt: Drei Wochen lang zeigt Feldkirch seine "Potentiale": Unter diesem Namen beabsichtigt das Team der ArtDesign nachhaltig zu wirken, gemeinsam mit kompetenten Programmpartnern vor Ort und von Außen.

"Wir verstehen den neuen Ansatz als langfristiges Experiment. Diesen Herbst geht’s um die Initialzündung. Und die kann schlussendlich dazu beitragen, dass sich mehr Kreativität, auch Kreativwirtschaft in Feldkirch ansiedelt", positionieren sich Maya Kleber und Johanna Bernkopf, Leiterinnen des neu formatierten Projekts. Konzentrierte Verdichtung hier, konzertierte Bündelung da: So lässt sich die Vielfalt des bisherigen Angebots entflechten und ein weiterer Bereich mit Perspektiven aufmachen.

Ein Hoch der Oberfläche! Das ArtDesign-Wochenende (6.-8.11.)
Die arrivierte ArtDesign tritt diesmal an drei Schauplätzen – an nunmehr beiden Ufern der Ill – in Erscheinung: Die klassische Verkaufspräsentation der AusstellerInnen, mit Objekten vom Ohrring bis zum Ohrensessel, befindet sich im Pförtnerhaus. Fast vier Dutzend Anbieter und Handwerkerinnen aus dem Bregenzerwald oder aus Wien, aus London oder dem Thurgau präsentieren in der Werkschau Dinge aus Holz oder Leder, Stoff und Stahl, Silberblech und Seide.

Dazu kommt die Werkstatt: Acht ProduzentInnen sind die Avantgarde dieser neuen Formatflanke und lassen sich im Alten Hallenbad über die Schulter schauen: Papier, Glas und Textiles sind ihre Materialien, ein 3d-Drucker ist im Spiel, Re- und Upcycling sind Sache. Der Einblick in die Herstellung ermöglicht einen zusätzlichen Bezug zum Gegenstand, der auch hier zum Erwerb angeboten wird. Das neue Montforthaus, seinerzeit erster Austragungsort der ArtDesign, bietet Ausstellungsfläche für Photo: Mit der Fotografie nimmt sich die ArtDesign jener Sparte der Angewandten Kunst an, die bislang auf keinem vergleichbaren Format in Vorarlberg ein Podium fand.

Wie im Vorjahr wird der LAVA-Award, der Gestaltungspreis des Landes Vorarlberg, verliehen. Die Überreichung zum Start der ArtDesign bringt einen neuen potentiellen Kulturort aufs Radar, die Turnhalle Gymnasiumhof. Als Indoor/Outdoor-Schauplatz verquickt das Areal rund um das neue Montforthaus heuer ArtDesign und Potentiale: Im Gebäude zeigt eine Sonderausstellung die LAVA-Award-Nominierten, im öffentlichen Raum macht "am Montfjord" das Feldhotel Station. Für eine frühere Ausgabe der ArtDesign im Reichenfeld entstanden, war es zwei Jahre unterwegs, kehrt nun zurück und rückt vor in den Stadtkern, auch als programmatische Schnittstelle.

Großflächige Vertiefung: Drei Wochen voller Potentiale (30.10.-19.11.)
Die Potentiale wagt den Aufbruch – und das Aufbrechen eines nur scheinbar starren Formats: Eingebunden in die kühne, zeitliche, aber auch räumliche Ausdehnung sind gentrifizierungsresistente Off Spaces wie das Antiquariat Chybulski und bürgerliche Bausubstanz wie die Villa Claudia, die zeitgenössisches Kulturschaffen aus dem Land beherbergt. Schauplätze sind allseits wertgeschätzte lokalspezifische Besonderheiten wie die Johanniterkirche ebenso wie gänzlich unbekannte und ungenutzte Leerräume: Lost Places führen auf Entdeckungsgänge in Bahnhofsstraße und Schlossergasse oder zu einem Baum im Reichenfeld. Junge und angehende Profis von Vaduz bis Kopenhagen nisten sich dort ein im Nichts und hinterlassen, wenn schon nicht einen Auftrag, so doch eine Stimmung.

Noch jüngere Mitwirkende bringen sich ihrerseits in die Potentiale ein, als Kollektiv wie die Mittelschule Levis oder als individuelle VerfasserInnen von "Lobreden auf Dinge". Dieser mit der ArtDesign konzipierte Literaturwettbewerb des Theater am Saumarkt lädt SchriftstellerInnen und, in einer eigens ausgelobten Kategorie, Nachwuchsschreibende ein, zu huldigen: Welche Art Fetisch wird das Rennen machen? Konsumartikel, Kultobjekt oder gar Souvenir? Synergien werden mit AkteurInnen vor Ort praktiziert, aber auch dort, wo Gäste in Feldkirch eine Expositur installieren: Zum Beispiel der Saunawagen aus dem Großen Walsertal: Er geht auf der Waldbühne im Reichenfeld in Betrieb und stellt sich selbstbewusst in die Tradition musikalischer und dramatischer Nutzung dieses Areals.

Ein Link zur aktuellen Ausgabe der Montforter Zwischentöne verbindet am Ganahl-Steg beide Seiten der Ill. Dieser Bezug vergegenständlicht den Brückenschlag zu ambitionierter Stadtentwicklung: Mit den komplementären Kräften ArtDesign und Potentiale als mitverantwortliche Parts in einem gemeinschaftlichen Prozess.