Architekturkritiker und Dichter Friedrich Achleitner †

Der wortgewaltige österreichische Literaturkritiker und Schriftsteller Friedrich Achleitner ist am Mittwoch im 89. Lebensjahr in Wien verstorben. Dies teilte der Zsolnay Verlag mit, bei dem Achleitner unter Vertrag war.

Achleitner war ein Hauptvertreter des modernen Dialektgedichts und der Konkreten Poesie. Zusammen mit H. C. Artmann, Oswald Wiener und anderen ging er als Mitbegründer der Wiener Gruppe in die Literaturgeschichte ein. Mit weiteren Kollegen wie Gerhard Rühm und Konrad Bayer zettelte er Ende der 1950er Jahre eine sprachexperimentelle Revolution an. Zu seinen wichtigsten literarischen Werken zählen u. a. "schwer schwarz" (1960) und der 1973 erschienene "quadratroman".

Achleitner studierte zwar Architektur, hat aber nie gebaut. Sein Lebenswerk in Sachen Architektur, die mehrbändige Dokumentation "Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert", kurz "Der Achleitner" genannt, vollendete der architekturbesessene Publizist kurz nach seinem 80. Geburtstag. An diesem "Opus magnum" arbeitete er seit 1965, und es machte den Architekturhistoriker zu einer gewichtigen Instanz in der Architekturkritik.

In den vergangenen Jahren widmete sich Achleitner wieder verstärkt der Literatur. Schliesslich sei er damals des Schreibens wegen, nicht der Architektur nach Wien gekommen, sagte er einmal. Im Zsolnay Verlag erschienen in den letzten Jahren etwa "wiener linien" (2004), "und oder oder und" (2006), "der springende punkt" (2009) und der Dialektgedichte-Band "iwahaubbd" (2011) sowie "wortgesindel". Darin verweist Achleitner ironisch auf den sorglosen Umgang mit der Sprache.

Achleitner kam am 23. Mai 1930 in Schalchen in Oberösterreich zur Welt, besuchte die Höhere Bundesgewerbeschule in Salzburg und studierte danach Architektur bei Clemens Holzmeister in Wien. 1957 trat er gemeinsam mit Artmann, Rühm, Wiener und Bayer als legendäre Wiener Gruppe zum ersten Mal an die Öffentlichkeit. Nach dem Zerfall der Wiener Gruppe wandte er sich vor allem der Architekturkritik zu. Für "Die Presse" schrieb er bis 1972 regelmässig über die Qualität der österreichischen Baukunst. Als Vater der Architekturkritik der Alpenrepublik trat er energisch gegen Abbruchspekulation und unkünstlerisches Bauen auf.

Von 1983 bis 1998 stand Achleitner der Lehrkanzel für „Geschichte und Theorie der Architektur“ an der Wiener Hochschule für angewandte Kunst vor. Ausgezeichnet wurde der Architekt und Autor, der in Wien gelebt hat, unter anderem mit dem Theodor Körner Preis (1957), dem Preis für Architekturpublizistik der Österreichischen Gesellschaft für Architektur, dem Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik (1984), der Goldenen Ehrenmedaille der Stadt Wien (1995), dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (2002) und dem Ehrenring der Universität für angewandte Kunst Wien (2007).

Achleitner bei einer Lesung: