Architektur in Wörtern

Vom 24. November 07 bis 9. Februar 08 präsentiert Aut. Architektur und Tirol in Innsbruck im Rahmen der Premierentage 07 eine Architekturausstellung, die nur aus Wörtern besteht. Die Schau nimmt die besondere Beziehung zwischen Architektur und Sprache unter die Lupe, weil gerade die Dominanz des Bildlichen in der gegenwärtigen Vermittlung von Architektur – durch verführerische Fotos und suggestive Renderings – eine Konzentration auf Sprache reizvoll erscheinen lässt.

Denn wenn das Medium Sprache in der Architektur auch nur eine untergeordnete Rolle spielen mag, so bleibt sie doch auch ein Instrument des Entwurfs und der gedanklichen Klärung. Die Ausstellung geht – buchstäblich und exemplarisch – der Frage nach, in welchen Formen und Textsorten Architektur "zu Wort" kommt, zu welchen Grund-Sätzen sie gelangt und durch welche fachsprachlichen Regelwerke bzw. Jargons architektonische Inhalte determiniert werden; in welcher besonderen Beziehung Architektur und Sprache zueinander stehen können und welche Abnützungen sich darin abzeichnen.

Die architektonische Auseinandersetzung mit Sprache lässt sich auf unterschiedlichste Weise "schildern": als unmittelbare Übersetzung des Alphabets in räumliche Strukturen, in entwurfsbegleitenden Assoziationsketten, als wörtliche Fassung eigener architektonischer Positionen, als Leistungsprofil, als Transformation entwurfsimmanenter Prozesse in Sprache, in der Hermetik von Fachbegriffen und Plansymbolen, im Wettbewerb der Zeichen und daraus erwachsender Stilblüten, schließlich in den zahlreichen Spielarten der Beschreibung, Vermittlung, Kritik und Vermarktung von Gebautem.

Literarische Texte erfüllen im Kontext dieser Ausstellung eine beiläufige bzw. rein kommentierende Funktion, diese werden nicht in ihrem Vermögen untersucht, räumliche Situationen zu imaginieren. Verdichteter Text und "Dahingesagtes" stehen mit gutem Grund scheinbar gleichwertig nebeneinander: Denn der Unterschied zwischen einer reflektierten Sprache und unbedachten Wendungen besteht – frei nach Christopher Alexander – nicht darin, dass verschiedene Sprachen verwendet werden, sondern darin, dass dieselbe Sprache verschieden verwendet wird. Im assoziativen Wortraum dieser Ausstellung wird ein weites Spektrum sprachlicher Umgangsformen in der Architektur geöffnet; und doch wieder in der ironischen Kontextualisierung versinnbildlicht?

Die von Gabriele Kaiser und Kurt Zweifel kuratierte und von Riccione Architekten (Clemens Bortolotti, Tilwin Cede, Mario Ramoni) gestaltete Ausstellung wurde 2006 erstmals im Kunsthaus Mürz gezeigt und für Aut. Architektur und Tirol adaptiert und konzeptionell erweitert. Von der Decke abgehängte Textblätter im Lounge- und Galeriebereich, zwischen denen sich der Besucher einen individuellen Leseweg bahnen kann, und Hörstationen, Projektionen und eine Installation in den unteren Ausstellungsräumen vermitteln auf unterschiedlichen Ebenen die besondere Beziehung zwischen Architektur und Sprache.

Eine Ausstellung mit Zitaten und Beiträgen unter anderem von:
Raimund Abraham • Friedrich Achleitner • Christopher Alexander • Konrad Bayer • Hermann Czech • Heinz Frank • Josef Frank • Franzobel • Heidulf Gerngross • Roland Gnaiger • Franz Kafka • Bernhard Kammel • Franz E. Kneissl • Adolf Krischanitz • Hans Kupelwieser • Frantisek Lesák • Adolf Loos • Robert Musil • Jabornegg & Pálffy • Ernst A. Plischke • Manfred Schenekl • Waltraud Seidlhofer • Gottfried Semper • Johann David Steingruber • Adalbert Stifter • Oskar Strnad • Heinz Tesar • Jan Turnovský • Otto Wagner • Manfred Wolff-Plottegg


Architektur in Wörtern
24. November 07 bis 9. Februar 08