"Ansichten XXXII: Kunst – Design?" im Quadrart Dornbirn

Für die mittelerweile bereits 32ste Ausgabe der "Ansichten-Reihe" hat Kurator Harald Bichler zwei Arbeiten von Michael Craig-Martin aus der Sammlung Erhard Witzels ausgewählt und diese in einen Dialog mit den Werken von zehn österreichischen beziehungsweise internationalen Künstlern treten lassen. Craig-Martin, der bereits 2006 mit Ausstellungen im Kunsthaus Bregenz und in der Johanniterkirche Feldkich ein grosses Gastspiel im Ländle gab, begann in den späten 1970er Jahren in einfacher Linienführung mit einem feinen Linienzug Alltagsgegenstände zu konturieren.

Er fand zu einer Bildsprache, die die von ihm dargestellten Objekte in ihrer Komplexität und Einfachheit zugleich zu sich selbst und zur Welt in Beziehung setzt. Als typische Sujets dominieren bei dem 1971 in Dublin geborenen irisch-britischen Künstler Alltagsgegenstände wie Sessel, Kleiderbügel, Taschenlampe oder Handy. Für Kurator Harald Bichler wird bei Craig-Martin das Gebrauchsobjekt durch einen künstlerischen Prozess, in diesem Fall durch Einbettung bzw. Hinführung in die bildhafte zweidimensionale Ebene, fast schon zur Ikone stilisiert. Bichler verweist auch unter anderem auf Donald Judd, Oswald Oberhuber, Ron Arad oder Peter Weibel, die begonnen hätten, die strikte Trennung von Design und Kunst zu überwinden und im Zwischenbereich zu arbeiten.

Von dem in Wien lebenden und arbeitenden Gilbert Bretterbauer etwa ist ein Stuhlobjekt zu sehen, das über das streng Funktionale weit hinausreicht. Es ist geprägt von einer intensiven Farbigkeit, gewundenen Linien und "chaotischen" Perspektiven. Der 1953 in Salzburg geborene Künstler Jakob Gasteiger ist als bildnerischer Grenzgänger vor allem an den Übergängen zwischen Zeichnung, Malerei und Skulpur interessiert. Der Maler und sinnliche Minimalist, der schon des öfteren in der Dornbirner Galerie c.Art zu sehen war, stellt in seinem Werk immer wieder neue Frage, an die Bereiche zwischen Bild, zwischen Flächen und Raum oder zwischen Materiellem und Immateriellem. Unter anderem mit gefundenen Stühlen und Tischen arbeitet der ebenfalls in Wien lebende Künsterl Bernhard Hausegger. Er überzieht die "Findlinge" wie eine Haut mit Polyester, Gelenke und Schrauben werden dabei bedeckt und zugleich die Struktur akzentuiert.

Einen mit Kunststoff überzogenen Stahlrohrstuhl präsentiert der 1948 in Lunz am See geborene Künstler Hans Kupelwieser. Seinen Skulpturenbegriff entwickelte Kupelwieser während seiner Studienzeit an der Universität für angewandte Kunst in Wien unter dem Einfluss des Ästethikprofessors Bazon Brock und Peter Weibel. Seine Arbeiten zeugen von einem Aufbrechen der starren Grenzen zwischen den Disziplinen. Kupelwieser postuliert mit seinem Schaffen, dass es für alle Objekte unterschiedliche Erscheinungsformen beziehungsweise unterschiedliche Aggregatzustände gibt. Der aus dem deutschen Zwickau stammende Künstler Bert Loeschner, international bekannt für seine stapelbaren Plastikgartenstühle, setzt sich mit industrieller Fertigung alltäglicher Gebrauchsgegenstände auseinander, um diese Techniken dann selbst und handwerklich zu kopieren, zu lernen und für seine Arbeiten zu transformieren.

Die 1987 geborene Künstlerin Anna Paul (Stuerzenbecher) ist unter anderem mit mobilen Dampfbädern bekannt geworden, die sie in Wiener Gemeindebauten aufstellte. Ihr Werk steht für einen analytischen Blick auf kollekiv gesellschaftliche wie individuelle Zugänge zu Materie und Objekten. Die in Wien lebende und arbeitende Künstlerin Elisabeth Penker ist mit einer Wandskulptur aus Pappelsperrholz in der Ausstellung vertreten. Penker untersucht anhand von Sprachmorphologie die Verbindungen von Skulptur zur musikalischen und visuellen Grammatik. Patrick Rampelotto arbeitet mit Überresten kultureller Gegenstände wie etwa weggeworfenen Massenprodukten, Prototypen, die nie produziert wurden, archivierten kristallenen Lampen, Maschinen ohne Verwendung. Von ihm ist ein Gaffabänder überzogener Stahlrohrstuhl zu sehen. Seine Arbeiten wurden in Massen unter anderem für Interio oder Quinze & Milan produziert.

Von Mareike Schnabl (Jahrgang 1982), die am Bauhaus Dessau sowie bei Erwin Wurm studiert hat, ist ein markantes Objekt in der Ausstellung, bei dem sich schwarze, Styropor-gefüllte Polyester-Schläuche zu einem wolkenartigen Gebilde umschlingen (Black Cloud Inside, 2018). Gisela Stieglers "Stehpult für Zwei" letztlich ist aus Polystyren geschnitzt und lackiert und mit Metallbändern verstärkt. Ihre Arbeiten simulieren manchmal eine Funktion und flirten mit dem Design.


Ansichten XXXII: Kunst – Design?
25. November 2018 bis 23. Februar 2019