"Ansichten XIII" im Kunstraum Quadrart Dornbirn

Eine Installationsskizze und ein Projektentwurf von Emilia und Ilya Kabakov, die anlässlich ihrer Ausstellung im Kunstverein Hannover 1991 entstanden, stammen aus der Sammlung Erhard Witzel und sind diesmal Ausgangsbasis für "Ansichten XIII". Darauf reagieren unter dem Titel "Selbstportrait" die aus Deutschland stammende Kirsten Helfrich und die aus Italien zugereiste Mariella Scherling-Elia, beide nun in Vorarlberg lebend, mit zwei außergewöhnlichen Interventionen.

Für Emilia und Ilya Kabakov ist die Fliege eine Ikone ihrer Heimat, der ehemaligen Sowjetunion. Überall seien Fliegen gewesen, im Chaos, im Dreck, im Müll. Sie beherrschten den Lebensalltag, kamen durch jede Ritze und Ecke. Um zu beobachten, um zu nerven. Damit spielen der ehemalige Kinderbuchillustrator und seine Frau auf das Leben im allgemeinen, jedoch besonders auf die spezielle Situation in Russland, an. Gewählt haben sie eine Bildsprache, die so realistisch wie phantastisch ist. Ähnlich geht es Mariella Scherling-Elia mit einer Ikone ihrer Heimat, dem Olivenbaum. Seit längerer Zeit beschäftigt sich die Künstlerin mit diesem Projekt, das sie nicht mehr los lässt. Es ist außerdem existentiell für sie. Der Olivenbaum ist ein wichtiger Teil der Erinnerungen aus dem Leben der Künstlerin. Er ist für sie Metapher für Veränderung. Am Beginn stand ihre Suche nach einem Olivenbaum, der daher kommen soll, wo Mariella Scherling-Elia geboren wurde, nämlich aus Kalabrien. Menschen im Süden achten und umhegen ihre Olivenbäume wie Schätze. Auf einer ersten Reise im September nach Kalabrien hat Mariella Scherling-Elia "ihren" Baum ausgesucht. In einem zweiten Schritt, einer zweiten Reise, wird der Olivenbaum aus dem warmen, kalabrischen Boden ausgehoben und am 5. und 6. November auf eine lange Fahrt durch Italien nach Vorarlberg geschickt. Zusammen mit dokumentarischen Videos und Projektskizzen wird dieser Olivenbaum ab 10. November für etwa zwei Wochen im Quadrart Dornbirn installiert. Danach soll für ihn ein Platz in der Stadt Hohenems, ihrer jetzigen Heimat, gefunden werden. Die Installation von Kirsten Helfrich hat auch mit einem Baum zu tun, ebenso mit Veränderung und Neuanfang. Gezeigt wird ein japanischer Fächerahorn, den Kirsten Helfrich vor mehr als 10 Jahren am Grab ihrer Mutter gepflanzt hat. Dieser Baum hat jedoch kaum Wachstumssprünge gemacht. Er blieb ein beinahe vergessener Wächter am Grab eines geliebten Menschen ohne auf seine Bestimmung zu achten "groß und stark" zu werden. Der gesamte Prozess der Pflanzung und der aktuellen Umpflanzung wird ebenso filmisch dokumentiert und im Quadrart Dornbirn gezeigt. Erhard Witzel
Ansichten XIII - "Selbstportrait" 11. November 2012 bis 3. Februar 2013