Annihilation - Auslöschung

14. März 2019 Walter Gasperi
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Ein Team von fünf Wissenschaftlerinnen dringt in eine geheimnisvolle Zone vor, aus der bisherige Expeditionsgruppen nicht zurückgekehrt sind. – Alex Garland atmosphärisch dichter, packender und vielschichtiger Science-Fiction-Film ist bei Universal Pictures auf DVD und Blu-ray erschienen.

Im Frühjahr 2018 sollte Alex Garlands Verfilmung des ersten Teils von Jeff VanderMeers "Southern Reach"-Trilogie in die Kinos kommen, doch dann verkaufte Paramount abrupt die Rechte an Netflix – und der Science-Fiction-Film wurde nur über den Streaming-Kanal ausgestrahlt.

Zu wenig kommerzielles Potential sah das Studio wohl im zweiten Film des "Ex-Machina"-Regisseurs und Autors von "The Beach". Garland bietet nämlich kein Science-Fiction-Spektakel, sondern vielmehr eine konzentrierte kleine Erzählung, die um grundsätzliche Fragen der Condicio humana kreist. Der 48-jährige Brite kreuzt dazu gewissermaßen Andrej Tarkowskijs hochphilosophischen "Stalker" mit der auf Spannung ausgerichteten Dramaturgie des Mainstreamkinos.

Letztere baut Garland geschickt von Anfang an auf, wenn er seinen Film mit dem Verhör einer Frau (Natalie Portman) einsetzen lässt. Während sie in normaler Kleidung in einem leeren Raum sitzt, steht ihr ein Mann im Schutzanzug gegenüber. Langsam enthüllt sie in den folgenden 110 Minuten nicht nur die Ereignisse einer Expedition in eine Zone, die von einem Schimmer, der sich ausbreitet, umgeben ist, sondern auch in weiter zurückführenden Rückblenden ihre persönliche Situation.

Als ihr schon tot geglaubter Mann nämlich von einem mysteriösen militärischen Einsatz doch überraschend zurückkehrt, bald aber wieder schwer erkrankt und vom Militär in Gewahrsam genommen wird, wird auch diese Molekularbiologin in ein Team von insgesamt fünf Wissenschaftlerinnen aufgenommen, die diese Zone erkunden sollen.

Unübersehbar von Andrej Tarkowskijs "Stalker" ist dieser geheimnisvolle Ort und die Reise dorthin inspiriert. Garland vergisst dabei aber auch nicht auf grandiose Bilder, wenn er die Gruppe durch einen bunten Schleier in diesen quasi verwunschenen Bereich eintreten lässt. Einerseits wirkt diese Zone mit ihren wuchernden Pflanzen wie ein letztes Paradies, andererseits lauern hier aber auch überall Gefahren und die fünf Frauen werden auf sich selbst zurückgeworfen.

Untypisch für einen Science-Fiction-Film ist nicht nur die Konzentration auf fünf starke und stark gespielte Frauen, sondern auch die Ruhe und Konzentration, mit der Garland die Handlung entwickelt. Auf bombastische Materialschlachten verzichtet er, baut vielmehr mit langsamen gleitenden Kamerabewegungen und dem großartigen Ambiente dieser Zone, in der der kleine Trupp auf mutierte Tiere und Pflanzen trifft, eine Atmosphäre der Beunruhigung auf.

Ständig droht hier Gefahr, aber die Frauen stoßen nicht nur auf die Spuren der früheren Expeditionen, deren Mitglieder wahnsinnig geworden zu sein scheinen, sondern müssen sich zunehmend auch ihren eigenen Ängsten und Abgründen stellen und drohen in dieser seltsam unwirklichen Gegend, in der Schrecken und Schönheit zusammenfallen, selbst dem Wahnsinn zu verfallen.

Wie die Molekularbiologin am Anfang über die Vermehrung von Zellen als Grundlage jeden Lebens, aber auch des Alterns und Sterbens spricht, so geht es auch hier um Wandel bis hin zur eigenen Auslöschung, aber auch um die ständig im Fluss befindliche eigene Identität und die des anderen. – Gerade dass Garland dabei nicht alle Fragen löst und Irritationen zurücklässt, macht "Auslöschung" so faszinierend.

An Sprachversionen bietet die bei Universal Pictures erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und unter anderem die deutsche Synchronfassung, sowie Untertitel unter anderem in Deutsch an. Als Bonus bietet die Blu-ray Features zu Entstehungsgeschichte und Casting sowie zu den Aufnahmen am Drehort und den Effekten des Films.

Trailer zu "Annihilation - Auslöschung"