Andrea Büttner. 2

"2" – der Titel ist Programm. Der größte Raum des Museums ist in zwei Teile geteilt, einen hellen und einen dunklen. Im dunklen zeigt Andrea Büttner ihre neueste Video-Installation "Piano Destructions 2014". Zu sehen ist einerseits historisches Material – Künstler, fast ausschließlich Männer, die Klaviere zerstören –, andererseits eine eigene Performance, in der neun Pianistinnen synchron Stücke von Schumann und Chopin spielen.

Einander gegenübergestellt werden zwei Formen des Umgangs mit dem Klavier. Die Konfrontation ermöglicht ein neues Nachdenken über Geschlechterverhältnisse, über die Funktion des Klaviers als Instrument der bürgerlichen Mädchenerziehung, über Performancekunst und das Klavier als ihr klassisches – auf jede erdenkliche Weise malträtiertes oder manipuliertes – Requisit. Für einen Holzschnitt hat Büttner selbst ein Klavier zerlegt und seine Teile als Druckstöcke verwendet. Entstanden ist ein abstraktes Bild aus monochromen Farbflächen, das die Klavierzerstörung, der es sich verdankt, nur noch erahnen lässt.

"2" kann aber auch für das Urteilen im Allgemeinen stehen, das sich zwischen zwei Polen – schön und hässlich, cool und peinlich, wichtig und unwichtig – bewegt. Im Zentrum des hellen Teils der Ausstellung steht Immanuel Kants Kritik der Urteilskraft, die "zwei Teile der Philosophie", nämlich den theoretischen und den praktischen Teil, "zu einem Ganzen verbinden" will. Dafür wählt Büttner einen ungewöhnlichen Zugang. Sie fragt sich, auf welche Weise konkrete Bilder mit Kants abstraktem Text korrespondieren: welche Bilder Kant beim Schreiben vor Augen gehabt haben könnte, welche beim Lesen vor Augen treten. Mit Dutzenden von Bildern – historischen und heutigen – gelingt es ihr, Kants Begriffe sinnlich zu machen. In großen Offset-Drucken stellt Büttner "Kants Bilder" zusammen und ordnet sie den Textstellen zu.

Andrea Büttner (*1972 in Stuttgart) hatte Einzelausstellungen 2007 im Badischen Kunstverein (Karlsruhe), 2011 in der Londoner Whitechapel Gallery, 2013 im Zollamt des Museum für Moderne Kunst (Frankfurt am Main). Auf der Documenta 13 zeigte sie ihre Arbeit "Little Sisters. Luna Park". Sie lebt in Frankfurt am Main und London. Zur Eröffnung zeigt das Museum Ludwig Büttners sämtliche Videoarbeiten im Kino.


Andrea Büttner. 2
5. September 2014 bis 15. März 2015