American Animals

7. März 2019 Walter Gasperi
Bildteil

Vier gelangweilte US-Studenten raubten 2004 aus einer Uni-Bibliothek wertvolle alte Bücher. Bart Layton zeichnet die Chronologie der Ereignisse von Idee über Planung und Durchführung bis zur Verhaftung nach und mischt unter die inszenierten Szenen Interviews mit den realen Tätern und ihren Eltern. – Das packende realistische Heist-Movie, das sich gegen Ende zum Drama entwickelt, ist bei Ascot Elite auf DVD und Blu-ray erschienen.

Das Insert "Based on a true story" wandelt Bart Layton ab zu "Based not on a true story", nur um dann das "based not on" wieder herauszustreichen und nur "A true story" auf der Leinwand stehen zu lassen. Pulsierend setzt danach die Handlung mit einem jungen Mann ein, der sich vor dem Spiegel maskiert, kontrastiert wird die Szene durch ein Interview mit einem Paar, das sich geschockt über die Tat des Sohnes zeigt. Dazwischen werden auch Fotos von Tieren und eine tickende Uhr eingeschnitten, bis der Mann in Zeitlupe ein öffentliches Gebäude und die Szene abrupt abricht.

18 Monate blendet Layton zurück und zeichnet chronologisch die Ereignisse nach. Eine Führung durch die Bibliothek der Transylvania University in Lexington, Kentucky und die Besichtigung einer Originalausgabe von John James Audubons "The Birds of America" bringt den Kunststudenten Spencer Reinhard (Barry Keoghan) auf die Idee dieses Buch zu stehlen.

Gelangweilt vom Leben sieht er die Chance mit diesem Raub endlich etwas Außergewöhnliches zu tun. Sein Freund Warren Lipka (Evan Peters) ist vom Plan sofort begeistert, wird zur treibenden Kraft und bald werden zwei weitere Komplizen gefunden.

Mit Heist-Movies wie "Rififi" und "Der Clou" versucht das Quartett sich vorzubereiten, dass sie dabei auch John Hustons "The Asphalt Jungle" anschauen, kann man schon als schlechtes Vorzeichen lesen. Sind in diesen Filmen die Hold-ups zumeist perfekt durchgeplant und stellen sich erst danach Probleme ein, so steigert sich bei den Studenten die Nervosität je näher der Tag des Raubes rückt.

Nichts ist hier von der Coolness zu spüren, die die Truppe um Steven Soderberghs Danny Ocean kennzeichnete, vielmehr muss der erste Raubversuch vorzeitig abgebrochen werden und auch beim zweiten geht Einiges schief. Nicht als lockeren, smarten und souveränen Hold-up schildert Layton den Überfall, sondern zeigt ziemlich schonungslos die Brutalität, mit der die Bibliotheksangestellte gefesselt und zum Schweigen gebracht wird, vermittelt aber auch intensiv die Anspannung der Täter.

Die Polizei erwischt sie zwar nicht sofort, aber zunehmend psychische Probleme stellen sich bei den vier jungen Männern ein, die nun über ihre eigene Brutalität geschockt sind, aber auch panisch Entdeckung fürchten oder völlig irrationale Handlungen setzen.

Große Dichte entwickelt "American Animals", dessen Titel sich sowohl auf das Buch mit Vogelbildern, das gestohlen werden soll, als auch auf das Tierische im Menschen, das in den Tätern durchbricht, beziehen kann, dadurch, dass Layton konsequent aus der Perspektive der von einem jungen Schauspielerquartett frisch und intensiv gespielten Studenten erzählt und sich ganz auf die Vorbereitung und Durchführung der Tat konzentriert.

Immer wieder verdichtet er die Handlung einerseits in großartigen Montagesequenzen, erzeugt aber auch Spannung durch eingeschobene Interviews mit den realen Tätern, deren Versionen der Geschichte sich unterscheiden. Sie kommentieren und korrigieren auch mehrfach die Spielfilmhandlung und die Filmfiguren.

An Sprachversionen bieten die bei Ascot Elite erschienene DVD und Blu-ray die englische Originalfassung, zu der deutsche Untertitel zugeschaltet werden können, sowie die deutsche Synchronfassung. Die Extras umfassen einen "Blick hinter die Kulissen", zwei Interviews und den Originaltrailer.

Trailer zu "American Animals"