Alter Schwede

25. März 2015 Rosemarie Schmitt
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Kennen Sie Peter Mattei? Sie alle kennen ihn: Sir Georg Solti, Claudio Abbado, Daniel Barenboim, Riccardo Muti, Sir Colin Davis, Riccardo Chailly, James Levine, Antonio Pappano, Zubin Mehta, Herbert Blomstedt, Esa-Pekka Salonen, Sir John Eliot Gardiner, Gustavo Dudamel, Jeffrey Tate, Sir Andrew Davis ... In seiner Heimatstadt Luleå in Nordschweden leitet der Bariton Peter Mattei gar ein eigenes Festival mit Konzerten und Opernaufführungen!

Peter Mattei ist nicht wirklich ein alter Schwede (wenn man Menschen gleichen Alters, oder ältere fragt). Am kommenden 3. Juni feiert er seinen 50. Geburtstag. Es könnte sein, dass er diesen Tag in New York, Frankfurt, Salzburg, Stockholm, Chicago, Mailand, Paris, München, San Francisco oder Berlin feiert. Denn dort überall ist und war er im Auftrage der klassischen Musik unterwegs, gehört er doch zu den gefragtesten Baritone seiner Generation. Peter Mattei pendelt nicht nur zwischen den Metropolen dieser Welt, sondern aktuell auch zwischen den Genres der Musik.

Dass die Schweden, gleich welchen Alters, hervorragenden Jazz produzieren können, ist kein Geheimnis mehr. Im Pressetext zu Matteis aktueller CD heisst es, dass die Schweden aber auch Crooner hervorbringen, die es jederzeit mit Michael Bublé und Co aufnehmen können. Was ein Crooner ist? Ich wusste es auch nicht und fragte bei Wikipedia nach: "Crooning beschreibt einen in den 1920er Jahren mit der Entwicklung des Mikrofons entstandenen Gesangsstil der populären Musik, dessen vorwiegend männliche Repräsentanten als Crooner bezeichnet werden. Das Crooning zeichnet sich durch die Intimität und Wärme der Stimme aus und wurde anfangs stark sexuell konnotiert. Bekannte Vertreter des Stils sind Bing Crosby, Frank Sinatra und Charles Aznavour". Etwas Anzügliches haben diese Herren zweifellos, und es bezieht sich nicht auf ihren Kleidungsstil.

Wer diese Musik mag, doch wem Michael Bublé zu schnoddrig, Crosby, Sinatra & Aznavour zu unperfekt und zu sexuell konnotiert sind, für den ist das Album "Once in my life" (Ladybird/NAXOS) von Peter Mattei genau das Richtige. Gepflegter, sauberer Gentleman-Jazz mit einem perfekten symphonischen Big-Band-Sound. Anzug ja. Anzüglich nein! Peter Mattei und das Norrköping Symphony Orchestra präsentieren 14 Titel aus der goldenen Swing-Aera und aus Musicals wie etwa Dr. Doolittle, Golden Rainbow oder Gay Divorce von Cole Porter aus dem Jahre 1932.

Der Titelsong "for once in my life" wurde einst durch Tony Bennett bekannt, der das Lied 1967 als Song für sein gleichnamiges Album einspielte und es damit in die Billboard-Charts schaffte. Die etwas Jüngeren werden bei dem Titel möglicherweise eher an die Interpretation von Stevie Wonder aus dem Jahre 1968 denken. Bei den beiden Titeln der CD handelt es sich um relativ junge Kompositionen, denn "New York, New York" ist der Titelsong des Musikfilmes von 1977. Es war 1978 als Frank Sinatra ihn erstmals, und seither in all seinen Konzerten, bis hin zu seinen letzten Auftritten 1994 sang.

"My way" ist der letzte Track des Albums von Peter Mattei. Es war die Hymne Frank Sinatras. Nein, dieser Song stammt nicht aus dessen Feder, sondern wurde geboren in der Stadt der Liebe (und des dazugehörigen unvermeidbaren Kummers), in Paris. Claude Francois, von seinen Fans "Clo-Clo" genannt, komponierte diesen (späteren) Welthit 1967. Wie so oft, ging dieser Komposition eine zu Ende gehende Liebe voraus. "For you" (und Francois meinte damit die Sängerin France Gall), hieß die traurige Ballade in englischer Sprache, die beim Publikum nicht ankam. Also arbeitete der Komponist etwas an der Melodie und versuchte es mit einem französischen Text. "Comme D’Habitude" wurde 1967 zu einem großen Erfolg – in Europa.

Es war Paul Anka, der diesen Song nach Amerika holte. Doch zunächst wollte auch dort niemand dieses Lied singen. Nicht der Melodie wegen, sondern der Text gefiel nicht. Anka gab dieser Komposition also eine komplett neue Geschichte, einen Text, den er Frank Sinatra quasi nicht auf den Anzug, sondern auf den Leib schrieb. "My way" war geboren. Unzählige Male wurde dieser Song inzwischen interpretiert, und jeder Sänger, jede Sängerin tat/tut dies auf eben seine und ihre Weise.

Es gibt kaum ein Lied, das mehr über seinen Sänger imstande ist, preiszugeben als "My way". Kennen Sie Peter Mattei?

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt