Alice und Aladdin

Haubitz + Zoche haben sich in den letzten Jahren in mehreren fotografischen Projekten mit Phänomenen des Tourismus auseinandergesetzt. Neben dem vielbeachteten Projekt "Sinai Hotels", das Anfang 2006 im Fotomuseum in München gezeigt wurde, sind zwei Serien über künstliche Paradiese entstanden: Die ehemalige Cargo-Lifterhalle in Brandenburg, die größte freitragende Hallenkonstruktion der Welt, wurde 2004 zu einem klimatisierten Tropenparadies mit exotischem Regenwald, Badeseen und beheiztem Sandstrand umfunktioniert.

Haubitz + Zoche zeigen Aufnahmen, die während der Bauphase entstanden sind, und Fotografien einer indoor-Skihalle in Dubai, in der man bei Außentemeraturen von über 40 Grad rund ums Jahr Wintersport betreiben kann. Während im "Tropical Island" fernöstliche Architekturversatzstücke für den entsprechenden tropischen Flair sorgen, lädt in Ski-Dubai eine schweizerische Berghütte zum Aufwärmen ein. Das Augenmerk der Künstlerinnen gilt hier der Dechiffrierung der architektonischen Elemente, die zur Inszenierung von touristischen Erlebniswelten herangezogen werden. Die Exotik der Ferne wird in klimatisierten Inseln als Naherholungsziel jederzeit verfügbar gemacht. Das hierfür benötigte Mikroklima wird als eine von Menschenhand mit hohem Energieaufwand beliebig gestaltbare Komponente begriffen.

Und "Sinai Hotels" (2002 - 2006) dokumentiert die zahlreichen Betonskelette unvollendeter Hotelressorts im Wüstensand am Roten Meer. Das Augenmerk der Künstlerinnen gilt dabei den architektonischen Versatzstücken, die zur Inszenierung künstlicher Erlebniswelten verwendet werden. In den Fotos erscheinen diese Architekturen zwar so synthetisch und austauschbar, wie sie erdacht wurden, zugleich entwickeln sie jedoch ein merkwürdiges Eigenleben jenseits ihres ursprünglichen Bestimmungszwecks.

Haubitz + Zoche
Alice und Aladdin oder die Logik der Attraktion
12. Dezember 2010 bis 6. Februar 2011