Abstract Loop Austria

Ab Ende Januar 2016 präsentiert das 21er Haus des Belvedere eine konzentrierte Gruppenausstellung, in deren Mittelpunkt vier österreichische Positionen stehen: Marc Adrian, Richard Kriesche, Helga Philipp und Gerwald Rockenschaub. Ergänzt und in einen internationalen Kontext gestellt wird die Schau durch einzelne Arbeiten folgender Künstler: Josef Albers, Getulio Alviani, Marina Apollonio, Hartmut Böhm, Dadamaino, Kurt Kren, Richard Paul Lohse, Gerold Miller, François Morellet, Uli Pohl, Jorrit Tornquist und Ludwig Wilding.

Innerhalb der Rezeption österreichischer Kunst des 20. Jahrhunderts führt die konstruktive, konkrete Kunst der Nachkriegszeit – eigentlich eine wichtige internationale Tendenz – "ein erbärmliches Schattendasein" (Dieter Ronte). Dabei zeigten sich gerade in Österreich vielseitige Ausgangs- und Anknüpfungspunkte wie beispielsweise Wiener Kinetismus, Op-Art, Konkrete Kunst, Konzept- und Computerkunst.

Entscheidend ist der Zusammenhang von Kunst, Wissenschaft und Zeitgeschehen im 20. Jahrhundert. Grundlegend für die konstruktiv-konkrete Kunst der Nachkriegszeit in Österreich sind die radikalen Ideen des Aufbruchs in die Moderne (Wiener Kreis, Zwölftonmusik) u Beginn des 20. Jahrhunderts, eine Abkehr von den figurativen Tendenzen des österreichischen Expressionismus und die generelle Idee eines Neuanfangs nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Fragen der konstruktiv-konkreten Kunst bilden eine wichtige Konstante in der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts und wurden – unter unterschiedlichen Vorzeichen – immer wieder aufgegriffen, so beispielsweise in der postmodernen Neo-Geo-Bewegung der 1980er Jahre in Wien. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Anfänge der konstruktiv-konkreten Kunst bzw. der Op-Art in Österreich und die damit einhergehende Frage nach der Rolle des Betrachters und seiner Wahrnehmung bzw. die Frage nach Bewegung und zeitlicher Struktur.

Im Jahr 1968 zeigte Otto Mauer in der Galerie Nächst St. Stephan Arbeiten von Adrian, Kriesche und Philipp, die den Betrachter ins Zentrum ihrer Arbeiten stellten und ihn zum partizipativen Element ihrer Arbeiten: Bewegung, Zeit und Wahrnehmung werden im Kunstwerk selbst und in Abhängigkeit vom Betrachter zusammengedacht. Bereits ein Jahr zuvor fand auf Initiative von Werner Hofmann die wegweisende internationale Ausstellung Kinetika im heutigen 21er Haus statt. Gemeinsam ist den österreichischen und internationalen künstlerischen Strategien das Interesse an Kinetik bzw. Bewegung, Zeit, Regeln, Strukturen und der Analyse der Wahrnehmungsbedingungen des Rezipienten. Abstract Loop Austria zeigt anhand einer konzentrierten Gegenüberstellung von Werken Marc Adrians, Richard Kriesches und Helga Philipps, wie Österreich in den späten 1950er/1960er und 1970er Jahren einen wichtigen Betrag zur Op-Art und Konkreten Kunst geleistet hat und wie Gerwald Rockenschaub diese Tradition in der nächsten Künstlergeneration aufgreift, in die Postmoderne und bis in unsere Gegenwart überführt.

Im Zuge der Ausstellung "Abstract Loop Austria" wird das Werkverzeichnis zu Marc Adrian vorgestellt. Marc Adrian war Pionier der Konkreten Kunst in Österreich. Er gehörte dem Kreis um ZERO an und entwickelte seinen genreübergreifenden Werkbegriff in den späten 1950er Jahren in der Skulptur, Malerei, und dem Avantgardefilm, ehe er sich konsequent auch der Computer- und Medienkunst zuwandte und dort Poinierarbeit leistete. Seine Ausstellungsbeteiligungen in ZERO III 1961, oder den Neuen Tendenzen in Zagreb 1961, sowie die große Überblicksausstellung "The Responsive Eye" 1965 im MoMA unterstreichen seine Stellung in der international Avantgarde. Marc Adrian ist daher ein zu Unrecht vergessener internationaler Künstler.


Abstract Loop Austria
28. Januar bis 29. Mai 2016