47 Grad Nord – 9 Grad Ost

Anlass zu der Ausstellung "47 Grad Nord – 9 Grad Ost. 17 Positionen zum Astronomiejahr 2009" ist ein zweifaches 400-Jahr Jubiläum: 1609 benutzte Galileo Galilei erstmals ein Fernrohr zur Himmelsbobachtung. Er entdeckte unter anderem Gebirge auf dem Mond, löste das Band der Milchstraße in einzelne Sterne auf und fand vier Monde, die um den Planeten Jupiter kreisen. Im selben Jahr publizierte Johannes Kepler mit seiner "Astronomia Nova" das erste moderne Lehrbuch der Astronomie. Den Grundstein für Galileis Endeckungen hat der holländische Brillenschleifer Hans Lippershey im Jahre 1608 geschaffen, als er Linsen so kombiniert hat, dass sie ein Fernrohr ergaben.

Mehr als ein halbes Jahrhundert davor hatte ein Feldkircher die Schlüsselrolle inne bei der Verbreitung des kopernikanischen Weltsystems: Georg Joachim Rheticus. "Der Feldkircher Wissenschaftler Georg Joachim Rheticus wird erst in neuerer Zeit von einer breiten Öffentlichkeit in seiner wahren Bedeutung erkannt: Ohne Rheticus kein Kopernikus! Hätte der damals erst 25jährige wissensbegierige Rheticus 1539 nicht jene verwegene Reise zum alternden Domherrn von Frauenburg im fernen Polen angetreten, Nikolaus Kopernikus, von dessen revolutionären Ideen er gehört hatte, und hätte er sich ihm nicht als erster und einziger Schüler in Begeisterung angetragen, so hätte dieser sein bedeutendes Hauptwerk überhaupt nie vollendet. Rheticus war es auch, der den ersten Bericht über die kopernikanischen Ideen verfasste und veröffentlichte und der für die Publizierung des besagten Hauptwerks sorgte. Rheticus war der erste Kopernikaner.“ (Philipp Schöbi, Feldkirch) Die Stadt Feldkirch kann mit Eugen Steck auf eine weitere interessante Persönlichkeit verweisen. Der Amateurastronom baute sich ein eigenes Fernrohr. Mit diesem einfachen Gerät sah er nicht viel mehr als Galilei. Da er dadurch keine Fotos der Mondlandschaften herstellen konnte, begann er zu zeichnen. Für ihn eine spannende Sache: "Ich möchte gerne, wenn es ginge, die Stunde zurückrufen, in welcher ich zum ersten Mal durch mein aus Pappe und Holz selber gefertigtem Fernrohr von nur 40-facher Vergrößerung durchsah – ich möchte mein Innerstes noch einmal in solcher Bewegung wissen.“ Neben der Beobachtung von Sonnenflecken war für ihn vor allem auch die Observierung des Mondes besonders wichtig. 150 Zeichnungen von Mondlandschaften beweisen dies. Einige davon sind in der Ausstellung zu finden, sie zeugen von gekonntem Umgang mit dem Bleistift. Eugen Steck starb 1985. "Eugen Steck (1902-1985) war im erlernten Beruf Kaufmann und führte viele Jahre in der Feldkircher Marktgasse ein Fachgeschäft für Papier- und Zeichenwaren. Daneben verband er schon früh seine Freude am Zeichnen mit seinen astronomischen Interessen. Er hielt die Beobachtungen an seinem einfachen astronomischen Fernrohr in präzisen Zeichnungen fest. Die detailreiche, präzise Ausführung in Stecks Mond- und Sonnenfleckenzeichnungen und die Beständigkeit, mit der er die wechselnden Erscheinungen ausführte, erstaunen auch heute noch. Eine Zeit lang sandte er zudem regelmäßig seine Sonnenfleckenbeobachtungen an die eidgenössische Sternwarte in Zürich zur statistischen Auswertung. Doch das Schauen und Zeichnen faszinierte Eugen Steck in der Astronomie zumindest ebenso." (Helmut Sonderegger) Der Bregenzer Jesuit Johann Georg Hagen, geboren 1847, war von 1906 bis zu seinem Tod 1930 Direktor der Vatikanischen Sternwarte in Rom. Als Wissenschafter begann er dort kosmische Gebilde von schwächerem Licht und größerer Ausdehnung (Nebelwolken) zu beobachten. Das Problem der "Hagen"schen Wolken" ist bis heute noch nicht geklärt und nach wie vor eine Herausforderung für die astrophysikalische Forschung. In der Schau zu sehen ist sein "Atlas Stellarum Variabilium". Er enthält mehrere Hundert Umgebungskarten von veränderlichen Sternen mit Angabe der Positionen und Helligkeiten. Beteiligte KünstlerInnen: Reinold Amann, Bettina Bohne, Roswitha Buhmann, Werner Casty, May-Britt Chromy, Ursula Dorigo, Othmar Eder, Arno Egger, Hilda Egle-Keemink, Harald Gfader, Johann Georg Hagen, Barbara Husar, Christine Lingg, Hanno Metzler, Hermann Präg, Georg Joachim Rheticus und Eugen Steck.
47 Grad Nord – 9 Grad Ost 17 Positionen zum Astronomiejahr 2009 5. bis 20. Dezember 2009