45. Solothurner Filmtage

Zum gewohnten Zeitpunkt aber mit neuem zeitlichen Rahmen präsentieren sich die Solothurner Filmtage 2010. Indem sie von Donnerstag bis Donnerstag (21. bis 28. Januar 2010) stattfinden, sollen sie dem Publikum stärker die Möglichkeit bieten, am Wochenende in diese Leistungsschau des Schweizer Films eintauchen zu können.

Eröffnet werden die Filmtage in der malerischen Barockstadt an der Aare mit der Uraufführung von Christof Schertenleibs Spielfilm "Zwerge sprengen". Lange hat sich die Produktion dieser Komödie um zwei 41-jährige Zwillinge, die sich alljährlich mit ihrer Familie im alten Pfarrhausgarten treffen um Zwerge zu sprengen, hingezogen. Förderbeiträge wurden von mehren Seiten nicht gewährt, dennoch konnte der Film jetzt mit einem "Notbudget" von 1,1 Millionen Franken und einem kleinen Team realisiert werden.

Die Abwanderung der feierlichen Verleihung des Schweizer Filmpreises nach Luzern hat man schon letztes Jahr mit dem mit 60.000 Schweizer Franken dotierten "Prix de Soleure" kompensiert. Heuer wird dieser Preis nochmals aufgewertet, indem auch die Schweizer Koproduktion "Waffenstillstand" und aus der Programmschiene "Passages" der österreichische Spielfilm "Lourdes" in den Wettbewerb aufgenommen wurden. Speziell "Lourdes", der schon bei der letztjährigen Biennale von Venedig mehrere Preise gewann, dürfte ein starker Konkurrent für die Schweizer Produktionen sein, die freilich mit Vadim Jendreykos bewegendem Porträt der Übersetzerin Swetlana Geier ("Die Frau mit den fünf Elefanten") und Ruedi Gerbers Nachzeichnung des Lebens der Tänzerin Anna Halprin ("Breath Made Visible") mit zumindest zwei starken Dokumentarfilmen vertreten sind.

Preise und Wettbewerbe spielen in Solothurn aber eher eine untergeordnete Rolle. In erster Linie sollen die Filmtage ein Fest des Schweizer Films sein und einen Überblick über das aktuelle Filmschaffen der Eidgenossenschaft vermitteln. Uraufführungen finden sich da neben Filmen, die schon in den Schweizer Kinos anliefen, Spielfilme neben Dokumentarfilmen, Langfilme neben mittellangen und kurzen, die in den meisten Fällen wohl nie den Weg in die Kinos schaffen werden.

Ivan Englers Science-Fiction-Film "Cargo" steht so ebenso auf dem Programm wie Christian Freis anregender Dokumentarfilm über den Traum vom Weltraumflug ("Space Tourists") oder Richard Dindos unterhaltsame Recherche auf den Spuren von Mars-Fans ("The Marsdreamers"). Nicht fehlen dürfen freilich auch die Literaturverfilmungen "Lila, Lila" und "Tannöd", Christian Schaubs Dialogkomödie übers Alter "Giulias Verschwinden" oder Lutz Konermanns Hochstaplergeschichte "Der Fürsorger".

Gespannt sein darf man unter anderem auf neue Dokumentarfilme von Thomas Lüchinger, Peter Mettler und Stefano Knuchel. Lüchinger porträtiert nach seiner Evokation der Klangwelt des Toggenburg in "Johle und Werche" in "Luminawa" die vom Aussterben bedrohte Kultur der auf den Philippinen lebenden Kalinga. Mettler bietet dagegen in seinem mittellangen "Petropolis" schockierende Helikopteraufnahmen von einer gewaltigen Ölförderstelle in der kanadischen Provinz Alberta. Und Stefano Knuchel folgt in "Hugo en Afrique" den Spuren des 1995 verstorbenen Afrikaforschers Hugo Pratt.

Einen Eindruck davon, was der Nachwuchs zu leisten vermag, bieten mehrere Programmblöcke mit Produktionen von Schweizer FilmstudentInnen und in den "Passages" werden dreizehn aktuelle Spiel- und Dokumentarfilme aus dem Alpenraum wie Michael Glawoggers "Das Vaterspiel" oder Luc Mollets "La terre de la folie" gezeigt. In der Programmschiene "Rencontre" wird der Basler Filmkomponist Niki Reiser mit einem Dutzend Filmen vorgestellt und unter dem Motto "Sound & Stories" werden ausgewählte Schweizer Musikclips präsentiert.

Umfangreich ist auch wieder das Rahmenprogramm mit Veranstaltungen zur Filmförderung, zur Zukunft des Filmjournalismus, der Arbeit mit Filmen in der Schule oder Podiumsdiskussionen von KritikerInnen zu aktuellen auf den Filmtagen gezeigten Filmen.