3 Stunden, 12 Minuten und 59 Sekunden!

31. August 2011 Rosemarie Schmitt
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Als Händel im Jahre 1734 aus dem Londoner Haymarket Theatre vertrieben wurde, ging für ihn vermutlich nicht nur eine kleine Welt unter. Immerhin war dieses Theater 25 Jahre seine musikalische Heimat gewesen. Doch welche Welt sich ihm öffnete, vermochte er zu diesem Zeitpunkt nicht zu mutmaßen. Er wechselte zu dem erst zwei Jahre zuvor eröffneten Covent Garden Theater, ohne zu ahnen, daß dies einmal das Berühmtere von beiden werden würde. So folgte er dem Unvermeidlichen und ihm folgte eine treue Gruppe herausragender Sänger und Tänzer. Was außerdem folgte, war einer seiner besten Opern.

Es ist nicht die Kürzeste, aber vielleicht die Unkomplizierteste. Sie ist romantisch wie die "Leiden des jungen Werthers" und dabei trotzdem spannend wie die "verschwiegenen Kanäle"! Diese Händel-Oper hat vergleichsweise wenig Tote zu bieten, im Gegensatz zu so manchem Gedicht vom Morgenstern, zumal einer nur vermeintlich zu Tode kam. In jedem der drei Akte gibt es Tanzszenen und am Ende ein Glück, ein Happy End eben. Es war das erste Werk, das Händel für das Covent Garden Theater schrieb: Ariodante.

Sollten Sie, liebe Leser, Ariodante auf dem Spielplan eines Theaters entdecken, so versäumen Sie nicht die Gelegenheit, sich diese Oper anzusehen. Denn allzu häufig wird sie - bedauerlicherweise - nicht aufgeführt. Bedarf es doch eines langen Atems, nicht nur seitens der Sänger, die nicht bloß hervorragend, sondern darüber hinaus auch lange singen müssen. Zudem sollten die Darsteller zwingend das ungezwungene Tanzen beherrschen. Auch dem Orchester - und seinen Musikern natürlich - verlangt Händel einiges ab, denn Ariodante ist einer seiner musikalisch brillantesten Opern.

Ob ich all dies beweisen kann? Aber selbstverständlich! Den Beweis liefert Ihnen der CD-Händler Ihres Vertrauens, das Label Virgin Classics und dessen Vertriebspartner EMI, und zwar mit einer Gesamt-Einspielung Ariodantes! Diese Aufnahme tritt den Beweis für mich an, daß meine Behauptungen der Wahrheit entsprechen. Das heißt, jene, die akkustisch beweisbar sind.

Das Orchester Il Complesso Barocco (es hat bei dieser Oper hinreichend Gelegenheit, seine Fähigkeit unter Beweis zu stellen, da nicht ständig eine Dame oder auch mal ein Herr "reinsingt") , unter der Leitung von Alan Curtis und mit Solisten wie Joyce DiDonato (als Ariodante) oder Karina Gauvin (als Ginevra) überzeugen bereits nach den ersten Takten der insgesamt 3 Stunden, 12 Minuten und 59 Sekunden währenden Aufnahme.

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt