24. Internationales Film Festival Innsbruck

Das IFFI (2.6. -7.6. 2015) bot heuer einige Höhepunkte: die Afrika-Trilogie von Herbert Sauper, darunter "We Come As Friends" als Eröffnungsfilm, die Retrospektive zu Ehren des auch persönlich anwesenden Goran Paskaljević sowie die des Bollywood-Stars Nandana Sen, die den farbenfrohen Film "Rang Rassiya, Colours of Passion" präsentierte und gleichzeitig Mitglied der Spielfilm-Jury war. - Ein Bericht von Norbert Fink.

Davon abgesehen hatte das Festival nur wenige europäische Uraufführungen vorzuweisen, etwa den ersten kubanischen Science-Fiction-Film "Omega-3" und den seit 40 Jahren ersten Film aus San Salvador ("Malacrianza").

Als Sieger des Spielfilmwettbewerbs wurde der Film "The Teacher" ("Muallim") aus Tadschikistan auserkoren. Nosir Saidov erzählt die berührende Geschichte eines Dorflehrers, den islamistische Scharfmacher so in die Enge treiben, dass er den Schuldienst quittiert. Schlüsselszene ist dabei die dreimalige Aussage einer Frau "ich trenne mich von dir", was nach islamischem Recht eigentlich den Männern bei der Scheidung vorenthalten ist, in diesem Falle aber funktioniert sie, weil die Ehe offiziell nach sowjetischem Gesetz geschlossen wurde. Eingebettet ist das kleine Meisterwerk in die Berglandschaft des Pamir-Gebirges.

Eine lobende Erwähnung erhielt "Malacrianza", was so viel wie "schlechte Erziehung" bedeutet. Mit minimalsten Mitteln und etwas sperrig wird von Arturo Menéndez in den Straßen von San Salvador ein Film über Cleo erzählt, der eigentlich nur Zuckerl verkauft. Eines Tages taucht bei ihm ein junger Mann auf, der sich als sein Sohn und angehender Pastor einer evangelikalen Sekte ausgibt, kurz darauf wird Cleo erpresst. Er soll 500 $ zahlen, ansonsten sterbe er. In Angst und Schrecken versetzt, versucht er das Geld aufzutreiben. War sein angeblicher Sohn dieser gemeine Erpresser?

Der Südwind-Filmpreis ging an "Des Étoiles" aus dem Senegal. Dyana Gaye erzählt die Geschichte einer gut erzogenen jungen Frau aus dem Senegal, die in Turin ihren Mann sucht. Dieser ist aber bereits weiter gezogen. In Frankreich glaubte er mehr verdienen zu können als in Italien und in den USA mehr als in Frankreich. In New York landet er im tiefsten Winter obdachlos auf der Straße und wird vom eigenen Cousin betrogen. Unterdessen trifft sich der Rest der Familie zum Begräbnis des Großvaters wieder in Dakkar. Leider fehlte es dem gutgemeinten Beitrag über Globalisierung und Auswanderung an dramaturgischen Höhepunkten, so dass er kaum jemanden berührte.

Überhaupt gab es einige Beiträge zum Thema Aus- und Einwanderung. Neben Saupers Filmen, welche die Ursachen der derzeitigen Fluchtwelle aus Afrika klar aufzeigen, erinnert beispielsweise Luis Walter in seinem konventionell gemachten Dokumentarfilm "Tiroler im Urwald" an jene Tiroler und Welschen, die zur Zeit der brasilianischen Kaiserin Leopoldina von Habsburg um 1860 ein Stück völlig unerschlossenen Urwalds erhielten, weil in ihrer Heimat damals völlige Armut herrschte.

Die Gemeinde "Tirol" im Bundesstaat Espírito Santo und "Nova Trento" im Bundesstaat Santa Catarina entstanden daraus, der erste blieb arm, der zweite hat es aber geschafft, einen mit uns vergleichbaren Wohlstand zu schaffen. Wie auch das bekannte Dreizehnlinden haben die Auswanderer größtenteils ihre Sprache, Musik, Volkstänze und die religiösen Traditionen bewahrt.

Sehr kontrovers aufgenommen wurde der erste kubanische Science-Fiction-Film "Omega-3". Eduardo del Llano versetzt uns in eine Kriegssituation. Doch es kämpfen nicht Nationen gegeneinander, sondern die Verfechter unterschiedlichster Nahrungsformen, so die Makrobiotiker gegen die Vegetarier und gegen die Milchtrinker. Die Gefangenen werden zu Laborratten, mit denen Experimente gemacht werden. Am Schluss opfert sich ein Mann für eine andere Gefangene: er wird Langusten, Fleisch und Torte essen und Wein trinken, wenn die Frau frei gelassen wird. Was heute als 5-Sterne Gourmetessen gilt, soll in Zukunft ekelerregend werden, wenn es nach dem Willen der Makrobiotiker geht.

Der Film funktioniert gut, solange es komödiantisch zugeht, weniger gut bei eher dramatischen Szenen. Dazu ist er von vorne bis hinten mit Rockmusik im Stile der 70er Jahre zugepflastert, die eher in die Vergangenheit statt in die Zukunft weist.