Skeptisch blickte man 2005 auf das neu gegründete Zurich Film Festival, doch inzwischen glänzt es mit Galapremieren großer US-Produktionen wie David Finchers "Gone Girl" und drei spannenden Wettbewerben für Jungregisseure. Dazu kommen zahlreiche Stars, die die Festivalleiter Nadja Schildknecht und Karl Spoerri auch für die 10. Auflage (25.9. – 5.10. 2014) an die Limmat locken konnten.
Der Mix aus Galapremieren "großer Filme" und Wettbewerb für Newcomer, Blick auf spezielle Filmnationen wie heuer Indien und Grenzgänge zwischen Film und anderen Künsten ist zweifellos das Erfolgsrezept dieses jungen Festivals, das heuer insgesamt 145 Filme, davon 17 als Weltpremiere zeigt.
Weltpremieren von Filmen berühmter Regisseure gibt es auch bei der 10. Auflage des ZFF, die mit Tate Taylors James-Brown-Biopic "Get on Up" eröffnet wird, zwar nicht. Ein attraktives Angebot ist es dennoch, wenn Filme wie David Finchers mit Spannung erwarteter Thriller "Gone Girl", Dan Gilroys beim Festival in Toronto gefeierter "Nightcrawler", Alejandro González Iñárritus Komödie "Birdman", die das Festival von Venedig eröffnete, Woody Allens "Magic in the Afternoon" oder Antoine Fuquas San-Sebastian-Eröffnungsfilm "The Equalizer" teilweise kurz nach ihren Premieren und Monate vor dem regulären Kinostart dem Publikum präsentiert werden.
Die Filme werden dabei vielfach auch von ihren Stars begleitet. So wird Antonio Banderas ebenso zur Vorführung des Science-Fiction-Thrillers "Autómata" an die Limmat kommen wie Benicio del Toro zur Präsentation von "Escobar: Paradise Lost", der sich um das Leben des kolumbianischen Drogenbarons Pablo Escobar dreht, und Liam Neeson zur Schweiz-Premiere von "A Walk Among the Tombstones".
Aber auch mit der Verleihung von Preisen lockt das ZFF Stars in die größte Stadt der Schweiz. So wird Diane Keaton heuer mit dem Golden Icon Award ausgezeichnet. Zu ihren Ehren werden ebenso sechs Filme gezeigt wie zu den des amerikanischen Produzenten Michael Shamberg, der mit dem Career Achievement Award ausgezeichnet wird.
Der Lifetime Achievement Award wiederum geht an den Filmmusikkomponisten Hans Zimmer, während der französischen Autorenfilmerin Claire Denis ein Tribute gewidmet ist, in dessen Rahmen sechs ihrer Filme gezeigt werden. Zimmer wird zudem ebenso wie Ulrich Seidl, Frederick Wiseman, Susanne Bier und Michael Ballhaus im Filmpodium Zürich im Rahmen einer Masterclass dem Publikum Einblick in seine Arbeit bieten.
Spannende Entdeckungen sollten dagegen die drei Wettbewerbe ermöglichen. So finden sich in der Sparte "Internationaler Spielfilm", in der 14 Filme um den mit 25.000 Schweizer Franken dotierten Preis für den "besten Film" konkurrieren, auch Yann Demanges schon bei der Berlinale präsentiertes Nordirland-Drama ""71" oder mit "The Drop" Michaël R. Roskams Nachfolgefilm zu dem starken "Bullhead".
Rein vom Papier her Hochkarätiges findet sich auch im ebenfalls mit 25000 Franken dotierten Wettbewerb "Internationaler Dokumentarfilm", denn zu den zwölf in dieser Sparte gezeigten Filmen gehören auch mit "Stray Dog" der neue Film der "Winter´s Bone"-Regisseurin Debra Granik, sowie der in Venedig ausgezeichnete "The Look of Silence", in dem Joshua Oppenheimer nach der Täterperspektive in "The Act of Killing" aus der Sicht der Opfer auf das brutale Vorgehen gegen tatsächliche oder vermeintliche Kommunisten im Indonesien der 1960er Jahre blickt.
In der Sparte "Fokus", die Produktionen aus den deutschsprachigen Ländern vorbehalten ist, konkurrieren schließlich zwölf Filme um das mit 20.000 Franken verknüpfte "Golden Eye". Neben noch weitgehend unbekannten Namen finden sich hier mit Sudabeh Mortezais "Macondo" auch ein Film, der schon im Wettbewerb der Berlinale lief, und mit "Who Am I – Kein System ist sicher" der neue Thriller von Baran bo Odar, dessen Erstling "Das letzte Schweigen" 2010 in Locarno auf der Piazza lief. Gespannt sein darf man hier aber auch auf "Parcours d´amour", den neuen Film der "Prinzessinnenbad"-Regisseurin Bettina Blümner.
Einen bunten und spannenden Mix verspricht auch die Sparte "Special Screenings". Unter anderem laufen hier Dietrich Brüggemanns formal radikaler und bei der Berlinale viel beachteter "Kreuzweg" sowie der in Indien gedrehte "Tigers", in dem sich Danis Tanovic mit den schmutzigen Geschäften der Pharmaindustrie auseinandersetzt. Vertreten sind hier aber auch Dokumentarfilme wie Constantin Wulffs "Ulrich Seidl – A Director at Work" und in einer Work-in Progress-Fassung "Iraqi Odyssey" des Schweizers Samir, der zunächst für den "Internationalen Dokumentarfilm"-Wettbewerb angekündigt wurde, nun aber nicht rechtzeitig fertiggestellt werden konnte.
Einblick in das unabhängige indische Filmschaffen fernab von Bollywood bietet schließlich mit zwölf Produktion die Programmschiene "Neue Welt Sicht: Indien" und auch ein spezielles Kinderprogramm fehlt nicht.
Trailer zum "Zurich Film Festival 2014"