"Bildskulpturen / Seelenlandschaften" in der Städtischen Galerie Wangen

Kennengelernt haben sich Peter Demetz und Bruno Raetsch in den Jahren 2002 bis 2006. Während dieser Zeit war Peter Demetz leitende Lehrkraft im Studiengang Internationale Holzbildhauerkunst der Westsächsischen Hochschule Zwickau im Fachbereich Angewandte Kunst Schneeberg am Daetz-Centrum in Lichtenstein in Sachsen. Bruno Raetsch hat diesen Studiengang aufgebaut und geleitet.

In Wangen begegnen sich ausgewählte Werke beider Bildhauer. Ihr Fokus richtet sich auf die menschliche Figur, deren Besonderheiten in der Ausformung und deren Verhältnis zum Raum. Die individuellen, sich deutlich voneinander unterscheidenden Positionen machen einen großen Reiz der Schau aus.

Peter Demetzs mehrschichtig aufgebauten Flachreliefs gleichen "Bildskulpturen", die für die Wand gearbeitet sind. Sie gaukeln dem Betrachter mittels perspektivischer Verzerrung einen dreidimensionalen Raum vor, der in Wirklichkeit keiner ist. Dahinein platziert sind Frauen und Männer, die sich mit ihren fein geschliffenen Holzoberflächen so real geben als seien sie aus dem echten Leben gegriffen. In derart geschaffenen Parallelwelten aus bühnenartig gebauten Architekturen und gedankenverloren erscheinenden Menschen entwickelt sich ein Spannungsverhältnis aus Nähe und Distanz, aus Anziehung und Abstoßung. Diese Räume sind so was wie Ausschnitte, sie geben der Zeit, dem Licht und dem Raum selbst eine Begrenzung. Es sind Inszenierungen. Es sind gestellte Szenen. Sie beschreiben keine Geschichte, Begebenheit oder eine Handlung, sondern leben von der Wechselwirkung der einzelnen Elemente. (Peter Demetz in: Mirrored Stories von Adam Budak, Graz 2011)

Bruno Raetsch arbeitet ohne Modell und mit der Kettensäge, um sich auf den Kern zu konzentrieren. So versucht er der rationalen Kontrolle zu entgehen. Seine Skulpturen - allesamt männlich - tragen aufgerissene Oberflächen, die der samtig weichen, unverletzten Haut derjenigen Figuren von Peter Demetz diametral entgegenstehen. Ein subtil geführter Stechbeitel nähme den Skulpturen die Glaubwürdigkeit, Abbilder der vibrierenden Seelenlandschaft des Künstlers zu sein. (Stefan Dürre, Westwörld, 2003)

Bruno Raetsch mag keine Formen, in denen man sich sicher fühlt. Hierin verborgen liegt seine Sehnsucht nach Mythen, seine Faszination für Archetypen und Anachronismen, welches in der Wildheit und Rauheit der Werke seinen Ausdruck findet. Sobald die aus Holzblöcken gehauenen einsamen Jäger, Wanderer oder Hundeführer das Spielfeld betreten, glaubt man sich in einen überkommenen Natur-Zeit-Raum versetzt. Unter Einbeziehung kulissenhafter Zeichnungen in Schwarz-Weiß stellt Bruno Raetsch den Holzskulpturen Landschaftsszenarien im Sinne transzendierter Heimatbilder an die Seite.

Für beide Medien gilt: Hier empfinden Betrachter den Zauber von Pioniergeist und ahnen gleichzeitig dessen unbequeme Schattenseiten. Nicht umsonst entstehen auch Tableaus mit einsamen, verkrüppelten Nadelbäumchen oder trutzige Bunkerarchitekturen auf Felsen. Hier schwingt vielleicht der wehmütige, sensible Blick eines Caspar David Friedrich mit. (Susanne Altmann, Halle 2011)


Bildskulpturen / Seelenlandschaften
3. März bis 12. Mai 2013