Bildhauer treiben’s bunt!

Im Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern geht es vom 10. September bis 30. Oktober bunt zu. In der Schau mit ausgewählten dreidimensionalen Werken aus der Sammlung des Hauses steht die Farbe im Mittelpunkt. Frei nach dem Ausspruch von Walter Gropius, "Bunt ist meine Lieblingsfarbe", werden hier leuchtend farbige, aber auch in sanften Farbtönen scheinende Skulpturen und Plastiken vereint.

Farben beeinflussen den Betrachter bewusst und unterbewusst, lösen Emotionen und Assoziationen aus. So ist es nicht verwunderlich, dass Licht und Farben einen so starken Einfluss auf unsere Stimmungslage und unser Wohlbefinden ausüben. So kann die Farbe Rot für Vitalität und Energie, Liebe und Leidenschaft stehen. Sie kann aber auch aggressiv und aufwühlend wirken, Wut, Zorn und Brutalität verkörpern. Ein kühles Blau vermittelt Ruhe und Sehnsucht, die aber auch in Melancholie umschlagen kann.

Diese unterschiedlichen Eigenschaften und Wirkungsweisen von Farbe nutzen auch Bildhauer für ihre Werke. Feuerrote Lackfarbe verstärkt die Plastizität von Hans Nagels Röhrenknäuel-Arbeit. Nagel, der 1926 in Frankfurt/Main geboren wurde und 1978 in Bonn starb, fertigte seit 1965 Röhrenplastiken. Ein sich kraftvoll im Raum ausdehnendes und raumbeherrschendes Gebilde mit dem Titel "Signalrot" windet sich mit unbändiger Kraft, scheint sich vor unseren Augen zu bewegen. Die klare und leuchtende Farbe steigert die Dynamik und Spannung.

Wiederholt sich der gleiche Eindruck in den fliegenden Steinen, den "Sassi volanti" Helmut Dirnaichners? Für das Mobile verwendet der 1942 in Kolbermoor/Oberbayern geborene und nun in Italien lebende Künstler die Edelsteinpigmente Lapislazuli, Zinnober und Jaspis. Die federleicht im Raum schwebenden "Steine" verändern ihre Farbwirkung mit jedem Luftzug. Mal scheinen sie intensiver zu leuchten, mal in sanften Tönen. Sie ermöglichen in ihrer ständigen Verwandlung unterschiedliche Wahrnehmungen. Es ist ein sensibles Spiel mit Farben und Formen, das die zarte Wirkung der kristallinen Strukturen der verwendeten Mineralien zur Entfaltung bringt.

Gezeigt wird auch der neueste Zugang zur Skulpturensammlung des MPK: Die Wandarbeit "Orange Möbius" der Londoner Künstlerin Julia Farrer kam Ende letzten Jahres nach Kaiserslautern. Die Arbeit aus dem Jahr 2009 erkundet die Transformation von der Zweidimensionalität in die dritte Dimension. Ein Band in zartem Orange windet sich und greift in den Raum. Die Feinheit der Arbeit wird durch die Materialien, Granitpuder und Acryl, verstärkt.

Die hervorragenden farbigen Arbeiten, die Boden, Wände und Decke der Pfalzgalerie bevölkern, laden ein, sich mit der Wirkung von Farbe, Form und Raum zu beschäftigen. Man möchte sich angesichts der Vielfalt nicht für eine Lieblingsfarbe entscheiden, denn warum sollte man sich festlegen? Bunt ist die neue Lieblingsfarbe!

Bildhauer treiben’s bunt!
Farbe in Skulptur und Plastik
10. September bis 30. Oktober 2011