Almagul Menlibayeva. Transoxiana Dreams

Schamanen, Nomaden und Sozialismus: Kasachstan, einstiger sowjetischer Teilstaat zwischen Europa und Asien, ist ein Land der Gegensätze. Diese thematisiert die kasachische Künstlerin Almagul Menlibayeva in ihren zwischen Dokumentarfilm und mythologischer Erzählung schwankenden Videoarbeiten. Ihre poetisch aufgeladenen Bilder, die sie mit einem realistischen Blick auf verwüstete Landschaften mischt, vermitteln einen Eindruck der Traditionen und Brüche in ihrem Heimatland.

In der Arbeit "Transoxiana Dreams" (2011) geht es um die durch kommunistische Misswirtschaft verursachten sozialen und ökologischen Veränderungen in der Region rund um den Aralsee, dem einst viertgrößten Binnensee der Erde. Almagul Menlibayeva lässt uns in die Traumwelt einer jungen Fischerstochter eintauchen, wo wir an der Suche ihres Vaters nach dem See in der ausgetrockneten Steppe teilnehmen.

In bildgewaltigen Einstellungen erscheinen in der kargen Landschaft immer wieder zentaurenartige Frauengestalten, die in der unwirtlichen postsowjetischen Umgebung an die nomadische Tradition der Bewohner der Region erinnern. Fantastische Frauenfiguren spielen auch in den beiden anderen Filmen eine Rolle. In "Kissing Totems" begegnen sie uns auf einem verlassenen Fabrikgelände, während sie in "Exodus" dem Aufbruch nomadischer Steppenbewohner beiwohnen. In allen drei Arbeiten sehen wir die verlassenen Landschaften und Ruinen Kasachstans durch die Augen junger Mädchen. Zwischen Traum und Wirklichkeit changierend, zeigen sie uns ein Bild ihrer Heimat, die sich zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu positionieren versucht.

Almagul Menlibayeva (*1969) lebt und arbeitet in Berlin und Almaty. Sie studierte an der Art & Theatre University in Almaty (Kasachstan). Sie nahm teil an internationalen Gruppenausstellungen wie der 15. Biennale of Sydney (2006), der 51., 52. und 53. Biennale in Venedig und an der 4. Moskau Biennale. In Einzelausstellungen wurden ihre Werke u.a. 2007 im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden und 2013 im Kunstraum Innsbruck gezeigt. Ebenfalls 2013 erhielt Menlibayeva einen der beiden Hauptpreise des Festivals Kino der Kunst in München.


Almagul Menlibayeva. Transoxiana Dreams
16. November 2014 bis 22. Februar 2015