49. Solothurner Filmtage

Mit 35 Premieren, einem Überblick über das Schweizer Filmschaffen des letzten Jahres, einem Schwerpunkt zu Peter Liechti, sowie der neu geschaffenen Programmschiene "Nocturne" werden die Solothurner Filmtage vom 23. - 30. Januar 2014 wieder ein reichhaltiges Programm bieten.

Eröffnet werden die Filmtage in Anwesenheit von Bundesrat Alain Berset mit dem Spielfilm "Akte Grüninger – Die Geschichte eines Grenzgängers". Alain Gsponer erzählt darin die Geschichte des St. Galler Polizeikommandanten Paul Grüninger, der in den späten 1930er Jahre jüdische Flüchtlinge über den Rhein in die Schweiz schleuste und deshalb entlassen wurde.

Gsponers Film konkurriert mit fünf weiteren Produktionen um den mit 60.000 Schweizer Franken dotierten "Prix de Soleure". Auf gegenwärtige Probleme blicken Christoph Schaub und Kamal Musale sowie Kaveh Bakhtiari in ihren Dokumentarfilmen. Während Bakhtiari in "L´escale" von einem iranischen Immigranten erzählt, der in seiner Athener Wohnung papierlose Flüchtlinge aufnimmt, dokumentieren Schaub und Musale in "Millions Can Walk" den gewaltlosen Widerstand der Ärmsten der indischen Gesellschaft, die mit einem Marsch quer durchs Land ihre Grundrechte einfordern.

Christoph Kühn wiederum zeichnet in "Alfonsina" das Porträt der, von Schweizer Vorfahren abstammenden, argentinischen Feministin und Autorin Alfonsina Storni und der in Chur geborene Men Lareida taucht in seinem Spielfilm "Viktoria – A Tale of Grace and Greed" mit den Augen einer jungen Ungarin ins Zürcher Rotlichtmilieu ein. Von den späten 1970er Jahren bis zur Gegenwart spannt sich wiederum der Bogen in "Mon père, la révolution et moi", in dem die in der Türkei geborene Ufuk Emiroglu dokumentarisch ihre Familiengeschichte aufarbeitet.

Dominieren im Wettbewerb um den "Prix de Soleure", mit dem ein Film ausgezeichnet werden soll, der "durch einen ausgeprägten Humanismus überzeugt und diesen in eindrucksvoller Form filmisch darstellt", ernstere Themen, so verspricht die Direktorin der Filmtage Seraina Rohrer für die Woche insgesamt doch viel zum Lachen.

Mehrere Komödien finden sich unter den elf Produktionen, die im Wettbewerb um den mit 20.000 Schweizer Franken dotierten "Prix du Public" laufen. Ein bisschen an Ken Loach lässt die Inhaltsangabe von Sabine Boss´ "Der Goalie bin ig" denken, in der von einem liebenswerten Haftentlassenen, der Fuß zu fassen versucht, die Rede ist. Humorvoll klingt auch Claudio Tonettis "Win Win – Chinesisch im Jura", in dem ein Schweizer Bürgermeister und sein chinesischer Freund versuchen, die Miss-China-Wahl in die Schweiz zu holen.

Mit Antonio Morabitos "Il venditore di medicine" finden sich in diesem Kontext aber auch ein Krimi aus der Welt der Pharmaindustrie sowie mit Delphine Lehericeys "Puppy Love" und Ivana Lalovics "Sitting Next to Zoe" zwei Coming-of-Age-Geschichten.

lm "Panorama Schweiz" teilweise schon in Locarno präsentierte oder in den Schweizer Kinos gestartete Filme wie Yves Yersins Schulfilm "Tableau noir", Luc Schedlers "Watermarks – Three Letters from China", Ramon Zürchers "Das merkwürdige Kätzchen" oder Thomas Imbachs "Mary Queen of Scots", daneben gibt es hier aber auch Neues zu entdecken wie "Der letzte Mentsch", in dem Pierre-Henry Salfati Mario Adorf auf eine Reise in seine jüdische Vergangenheit schickt oder Romed Wyders politisches Kammerspiel "Dawn", in dem im Palästina des Jahres 1947 ein junger jüdischer Untergrundkämpfer und KZ-Überlebender den Befehl erhält, eine britische Geisel zu töten.

Die Programmschiene "Rencontre" widmen die Solothurner Filmtage heuer dem St. Galler Filmemacher Peter Liechti, dessen filmisches Werk präsentiert wird. Zudem gibt es zwei lange Gespräche mit dem Regisseur zu seinem Schaffen, sowie ein Konzert der Band Koch-Schütz-Studer, deren Musik Liechti vor acht Jahren mit dem Dokumentarfilm "Hardcore Chambermusic" eindringlich vermittelte.

Neue Talente werden dagegen im Programm "Upcoming Talents" präsentiert und in der Reihe "Fokus" werden internationale Filme mit einer klaren Haltung vorgestellt. Der Bogen spannt sich hier von Jasmila Zbanics "Grbavica – Esmas Geheimnis" und "For Whose Who Can Tell no Tales" über Jean-Stéphane Brons "Mais im Bundeshuus" bis zu Joshua Oppenheimers verstörendem Dokumentarfilm "The Act of Killing".

Neu geschaffen wurde die Schiene "Nocturne", in der jeweils um 23.15 Uhr Filme wie der Schweizer Mystery-Thriller "Der Ausflug" (Regie: Mathieu Seiler), Marcus Häggs makabre Komödie "Tappava Talvi", aber auch Rolf Lyssys 1982 gedrehter Klassiker "Kassettenliebe" gezeigt werden.

Dazu kommen die Verleihung des "Prix Pathe" für herausragende filmjournalistische Beiträge, Konzerte und Partys, Diskussionen unter anderem zu vorgestellten neuen Schweizer Filmen und zum Thema "Geschichte erzählen im Film" sowie die Ausstellung "Zwischen Backstage und Set. Kostüm-, Maskenbildner und Continuity als Fotografen".

Trailer zu den 49. Solothurner Filmtagen