Mit Muttern inne Oper? - Wahn für alle Sinne!

10. November 2010 Rosemarie Schmitt
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Mögen Sie Strauss? Wenn ClassiCuß diese Frage stellt wird es sich wohl nicht um Franz-Josef handeln, sondern viel eher um einen Strauss mit etwas mehr Taktgefühl, einen Musiker vermutlich. Sollte ihr Herz jedoch sogleich im Walzertakte hüpfen und sie in eine unbeschwerte und wohlgesonnene Stimmung versetzen, so liegen sie ebenso daneben. Der Strauss, den ich Ihnen heute präsentieren möchte, wird ihr Herz zwar ganz gewiß zu berühren wissen, jedoch mit eiskalter gruseliger Hand.

Kein Franz Josef, kein Johann, auch nicht dessen Söhne einer, kein Vater und kein Vogel Strauss. Heute geht es um Richard Strauss, einen Mann, der es verstand, sowohl sich als auch seine Protagonisten in Szene zu setzen. Oh doch, ich bin durchaus in der Lage, meine Behauptungen zu beweisen. Lesen und hören sie es anschließend selbst, denn diese amerikanische Sopranistin versteht sich ganz ausgezeichnet (zum Beispiel mit 2 Grammys!) darin, ihnen eine Szene zu machen! Aber was heißt hier eine, nein, gleich 5 Szenen! Christine Brewer ist eine ganz außergewöhnliche geheimnisvolle Frau. Eine Elektra, eine Frau ohne Schatten und eine Frau, die es liebt Männer zu morden, oder morden zu lassen, auf der Bühne jedenfalls.

Und die Musik von Richard Strauss mag Frau Brewer ganz besonders, aber ClassiCuß auch. Ich gebe zu, ich höre nicht alles gerne, was dieser Strauss so komponierte, und mein erster Strauss-Opern-Besuch widerfuhr mir mehr, als daß ich mir aus freiem Willen heraus Eintrittskarten besorgt hätte. Doch dann geschah das Typische. Das, was häufig geschieht, wenn man wenig Positives erwartend sich zu einer Veranstaltung bemüht. Ich war hin, und nicht, wie ich es mir eigentlich vorgenommen hatte, gleich wieder weg. Eigentlich war eine meiner Samstagabendmigränen zur ersten Pause fest eingeplant, doch ich war tatsächlich und nicht wortwörtlich hin und weg!

Und an dieses Opernerlebnis erinnern mich die CD "Great Strauss Scenes", die das Label "Telarc" (Vertrieb Inakustik) auf den Markt brachte. Und die Qualität dieser Aufnahme ist durchaus nicht ungewöhnlich! Jedenfalls nicht für Inakustik! Diese Einspielung können Sie blind kaufen, liebe Leser, denn wo Inakustik draufsteht, ist Spitzenqualität drin. Es gibt eben Dinge, auf die man sich noch verlassen kann!

Und ihr, liebe Vampir-Story-Liebhaber und Twilight-Fans, ihr könnt Euch drauf verlassen, daß sich an dieser Opernaufführung eure Helden ihre Zähne ausbeissen werden, wenn es um Spannung, Grusel, Widerwärtigkeit, Brutalität und Gänsehaut geht. Salome ist Wahnsinn! Statt euch die Buffy-DVD anzusehen, würdet ihr wirklich besser mal mit Mutter in die Oper gehen! Da gibt es jetzt überhaupt keinen Grund dämlich zu Grinsen, meine Lieben. Ein Beispiel? Also gut:

"(...) du wolltest mich nicht deinen Mund küssen lassen, Jochanaan! Wohl, ich werde ihn jetzt küssen! Ich will mit meinen Zähnen hineinbeissen (...) ich hab es gesagt. Hab ichs nicht gesagt? (...) warum siehst du mich nicht an? Hast du Angst vor mir, Jochanaan, daß du mich nicht ansehen willst? (...) Nun wohl! Ich lebe noch, aber du bist tot, und dein Kopf, dein Kopf gehört mir. Ich kann mit ihm tun, was ich will. Ich kann ihn den Hunden vorwerfen und den Vögeln der Luft (...)"

Was sie mit dem Kopf machte? Nun, das wissen jene, die die Oper sahen oder hörten oder auch jene, die Oscar Wildes “Salome“ lasen, der die Vorlage , das Libretto, für Richard Strauss lieferte. Ich weiss nicht, ob mich danach je eine Opernaufführung derart faszinierte. Für mich war es Wahn für alle Sinne!
Damals, ich war 15, dachte ich, die Oper sei langweilig, sei "Geschreie", das niemand versteht und Musik, die sich nur alte Menschen anhören. Und das waren zu jener Zeit alle Menschen über 30. Ha, welch ein Irrtum! Und welch ein herrlicher noch dazu!

Tja, liebe Twilight-Kids, wäret ihr doch besser mal mit Muttern inne Oper gegangen...! Da würdet ihr jetzt aber anders denken über die Redensart "mach dir mal keinen Kopf"! Aber nächsten Monat ist ja schon wieder Weihnachten! Wie wäre es denn mit Karten für die Oper, und zur Einstimmung könnt ihr euren Müttern schon mal zur Abwechslung eine Szene, oder gleich 5 "Große Strauss-Szenen", machen.

Ich wünsche eine wahnsinnig schöne, dunkle Jahreszeit!
Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt