Alles ist wieder gut

7. November 2012 Rosemarie Schmitt
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Er kann einfach das Vergangene nicht ruhen lassen! Und das ist gut so. Diese Musik würde ihm gefallen, dem Herrn, mit dem ich im Anschluß eines Konzertes unseres hiesigen Jazzclubs sprach. "Hat es Ihnen denn gar nicht gefallen?" "Nein. Zuviel Disharmonie, zu free." "Und welchen Jazz mögen Sie?" "Den von früher, als es noch Schallplatten gab." Und mit "von früher" meinte er den Jazz von Dizzy Gillespie, Wynton Marsalis und Co. Also, lieber Herr, ich empfehle Ihnen, sich den Jazz von Peter Protschka und seiner Band einmal anzuhören! Sie werden es immer und immer wieder tun!

Peter Protschka sagt zu seiner Vorliebe für den Jazz "von früher": "Musiker wie Kenny Barron, Joe Henderson, Tom Harrell oder Wynton Marsalis haben wegweisende Plattendokumente aufgenommen und tun dies teilweise auch heute noch. Für mich ist dies keine Hinwendung zu einer abgeschlossenen Vergangenheit, sondern das Fortführen und Weiterentwickeln einer großen Tradition."

Besonders mit Wynton Marsalis verbindet den jungen Musiker einiges. Etwa, daß sich dieser, ebenso wie Protschka, sowohl dem Jazz als auch der klassischen Musik widmete, und Free Jazz oder Fusion rigoros ablehnte. Die Ablehnung mancher Stilrichtungen und sein klares Statement, was seine musikalischen Vorlieben betrifft, sind Gründe, weshalb man Peter Protschka vorwirft, er habe eine eingeschränkte Sichtweise bezüglich der Jazzgeschichte. Wäre seine Sichtweise derart eingeschränkt, wäre er dann seit diesem Jahr Kulturkorrespondent für die CBS?

Sein aktuelles Album "Kindred Spirits" ist eine Verneigung vor dem amerikanischen Jazz, wie er sich seit den frühen 60er Jahren entwickelt hat ( zeitgleich mit dem 1961 in New Orleans geborenen Wynton Marsalis). "Die Musik aus der Ära des Hard- und auch des Postbop hat mich schon immer sehr fasziniert und angezogen; ich mag die Energie, den Soul, den Humor und auch den Lifestyle, die diese Stilistik prägen", so Peter Protschka. 1977 wurde er in Köln geboren und studierte (einige Jahre danach) klassische Trompete und Jazztrompete.

Prägend für ihn und seine Musik war sicherlich auch seine Zeit im Bundesjugendjazzorchester unter der Leitung von Peter Herbolzheimer. Peter Protschka hat zwar kein "Jodeldiplom", stattdessen aber ein "Jazzdiplom" (2003), den Abschluß des Konzertexamens "Jazz" (2005) und einem "Master Alte Musik" (2010)! Die Fotografien zu dem Booklet von Protschkas neuer CD stammen aus dem legendären Kölner "Metronom", einem Jazzclub, der bereits 1968 seine Pforten öffnete. Hier dreht sich bis heute ausgewähltes Vinyl und es wird regelmäßig live Jazz gespielt. Auch von Peter Protschka und seinen Musikern!

"Auch die Musiker in meinen Bands teilen meine Leidenschaft für diese Stilistik, deshalb auch der Name meiner neuen CD: Kindred Spirits, Gleichgesinnte. Wir wollen das Feuer weitertragen!" (Peter Protschka)

Früher war alles gut. Heute ist alles besser.
Manchmal wäre es besser, es wäre wieder alles gut!

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt

Kindred Spirits
Peter Protschka (Trompete, Flügelhorn, Komposition)
Rainer Böhm (Piano, Fender Rhodes)
Christian Ramond (Bass)
Sebastian Merk (Schlagzeug)
Personality Records - ein Label von Siffling-Productions