Neue Sammlungspräsentation im Museum Tinguely

25 Jahre nach der Eröffnung des Museum Tinguely am Basler Rheinufer legt die neu gestaltete Sammlungspräsentation einen Hauptfokus auf den charismatischen Künstler Jean Tinguely und seine medienwirksamen Auftritte mit kinetischen Skulpturen und Aktionen.

Schon zu Beginn seiner künstlerischen Karriere, Ende der 1950er-Jahre, sorgt er mit Do-it-yourself-Kunstmaschinen sowohl in der Kunstwelt als auch in der internationalen Presse für Furore: so etwa 1959 in Paris oder im Frühjahr 1960 in New York. Mit seinen Meta-Matics genannten Zeichenmaschinen katapultiert er sich auf die Titelseiten bekannter Zeitungen und lässt Journalisten in der ganzen Welt berichten: "Want To Be An Artist? Just Buy This Machine, And You Are In". Skulpturen aus der umfangreichen Sammlung des Museum Tinguely werden um weitere wichtige Leihgaben ergänzt. Damit thematisiert die Ausstellung den Beginn seiner Künstlerkarriere im Ausland, auf den erste Auftritte in der Schweiz folgen. Die Präsentation stellt Dokumente auf Papier, Fotografien, Ton- und Filmaufnahmenin einen neuen medialen Kontext. Tinguelys Schaffen der 1950er- und 1960er- Jahre, das der Künstler von Paris und New York über Bern, Lausanne bis hin nach Tokio in Ausstellungen und Aktionen präsentiert, ist facettenreich und sprengt bisherige Konventionen der Kunstgeschichte. Es provoziert und amüsiert zugleich, erklärt Leben zur Kunst.

Als Impulsgeber gelingt es Tinguely, seine kinetische Maschinenkunst immer wieder neu zu positionieren. Er erschafft lautstarke Klangspektakel mit Alltagsgegenständen und stellt diese und sich selbst ins Rampenlicht, indem er sich an verschiedenen Theaterinszenierungen mit internationaler Besetzung beteiligt - teils als Bühnenbildner, teils als Schauspieler - und behandelt mit seinen Werken brisante Fragen der damaligen Zeit. So etwa mit dem Flaschenzertrümmerer "Rotozaza No. 2" (1967). Das Werk wurde erstmals vor über fünfzig Jahren am 19. Oktober 1967 mit einer Performance in New York vorgeführt und thematisiert die aufkommende Kritik an der Konsum- und Wegwerfgesellschaft. Tinguely beabsichtigt damit, "die praktische und rationelle Seite der produktiven Maschine lächerlich zu machen". Die selten gezeigte "Rotozaza No. 2" wird zukünftig immer wieder in Aktion gesetzt werden.

Seine Kunst versteht Tinguely als Unsinn mit Sinn. In seinen Inszenierungen spielen Lebenslust, aber auch Vergänglichkeit eine wichtige Rolle. Dies spiegelt sich nicht nur in seinen kinetischen Skulpturen wider, sondern auch in seinen Arbeiten auf Papier, in denen er uns als erfindungsreicher Zeichner und Collagekünstler begegnet. Im Laufe seines künstlerischen Schaffens versandte er hunderte Briefe an Freunde und Personen, mit denen er auf der ganzen Welt arbeitete. Diese farbenfrohen Briefzeichnungen und Collagen aus Alltagsmaterialien besitzen eine eigene Sprache und werden zu spannenden visuellen Zeitzeugnissen.

"le Definitif — c'est le Provisoire"
Neue Sammlungspräsentation im Museum Tinguely
3. März bis Frühjahr 2023