Wie Grün auf den Stadt-Platz kommt

Klagenfurt hat zumindest im Zentrum viel richtig gemacht. "Little-Salzburg“ könnte die Assoziation beim Altstadtspaziergang sein. Dieser ist allerdings sehr kurz, denn überquert man den St. Veiter-, Völkermarkter- oder Viktringer Ring, findet frau sich in baukulturellen Unorten wieder. Die Fußball-Europameisterschaft 2008 brachte der Stadt ein überdimensionales Stadion und ein Finanzdebakel, allerdings auch den “Neuen Platz“. Architekt Boris Podrecca – dessen Piazza Tartini in Piran wohl nach wie vor der schönste weit und breit ist – hat ihn entworfen.

Entstanden ist ein wahrer Stadt-Platz, eingerahmt von Rathaus und den schönen Gebäuden rundherum, die durch die neue Inszenierung erst als solche wahrgenommen werden können. Damit die Klagenfurter auf die gewohnten Bäume nicht verzichten müssen, gelingt Podrecca mit 65 Platanen, die nord- und südseitig als Doppelreihen über die gesamte Länge gepflanzt sind, das Kunststück, auf den urbanen, weiten Platz viel Grün zu bringen. Unter den geometrisch geschnittenen Baumkronen sitzen die Leute gut geschützt und gerne, erleben jedoch großzügige Offenheit.

Betont durch Lichtführung und Pflasterung, bildet das emblematische Wahrzeichen und Wappentier Klagenfurts die optische Mitte. (1583 aus einem einzigen Block Chlorit-Schiefer vom Kreuzbergl gehauen, soll der 124 Zentner schwere Lindwurm zehn Jahre später von 300 weiß gekleideten Jünglingen auf diesen Platz gezogen worden sein. Erst 1636 kam der Brunnen, das kunsthistorisch wertvolle schmiedeeiserne Gitter, und der sagenhafte Bezwinger Herkules dazu.) Leitlinien aus hellem Neuhauser Granit schaffen im dunkleren Belag aus Gebhartser Syenit und Krastaler Rauchkristall eine klare Ordnung. Zurückhaltend-elegant sind die Glaskuben mit Garagenzugang und Kaffee gesetzt, die minimale Verjüngung an der Breitseite arrangiert Tiefgaragenab- und ausfahrt, von der Straße abgezweigt im unauffälligen Schlenker. Die großformatigen, sandgestrahlten Steinplatten sind robust (16 cm stark) und auf eine intensive Nutzung als Veranstaltungsort ausgerichtet.

Der Architekt mahnte jedoch vergeblich zur Rücksichtnahme: "Jede gesellschaftliche Aktivität ist erwünscht, wenn sie keine Verhüttelung mit sich bringt.“ Er hat es wohl geahnt, denn just nach dem stillen Abend, an dem diese Fotos entstanden sind, war der Platz jählings verstellt mit einem grauenvollen Riesenosternest und unzähligen Hüttchen. So will der Neue Platz in Klagenfurt nicht funktionieren, und die Dokumentation eines solchen Unfugs bleibt hier erspart.

Lindwurm-Anhang

So geht die Sage: "Einst deckte die Gegend vom Wörthersee bis zur Drau nur feuchtes Moos, wildes Gesträuch und viel verzweigtes Baumgewirre. Während an den Bergen hin zahlreiche Herden weideten, betrat nur selten eines Menschen Fuß jenes unheimliche und undurchdringliche Dunkel – denn keiner kehrte wieder, der sich dahin gewagt hatte. Der Herzog gebot den Tapfersten seiner Scharen, den Sitz des Ungeheuers auszuforschen und es zu erlegen. Nur List konnte das verborgene Ungetüm aus seinem sicheren Schlupfwinkel herauslocken."
Die mutigsten Knechte banden einen fetten Stier an eine Kette mit großem Widerhaken, festverankert am eigens errichteten Turm. Das Ungeheuer verschluckt sich am gekrümmten, spitzen Eisen und wird erlegt. "An der Stelle des Drachenkampfes entstand ein friedliches Dörfchen; und wo der Turm gestanden, baute der Herzog ein schützendes Schloss."