Leuchtendes Geheimnis - Kinder kuratieren Klee

Das Zentrum Paul Klee zeigt eine der ersten von Kindern kuratierten Museumsausstellungen in der Schweiz. In einem 10-monatigen Projekt konnten Kinder die Auswahl der Bilder, ihre Präsentation und das Narrativ der Ausstellung gestalten. Die farbgewaltigen Gemälde und poetischen Zeichnungen Paul Klees werden von einem Film über das Projekt, von den Kindern eingesprochenen Audiostationen und Gedichten begleitet.

Das Zentrum Paul Klee hat den Schritt gewagt und ein einzigartiges Pionierprojekt lanciert. Wie schon der Titel verrät, wurde die diesjährige Sommerausstellung zu Paul Klee von Kindern kuratiert. Damit knüpft das Zentrum Paul Klee an die Faszination des Künstlers für den Blick der Kinder auf die Welt an. Wie viele andere Künstler:innen der Avantgarde suchte Klee nach Möglichkeiten der Erneuerung der Kunst und wollte sie von historischem Ballast und akademischen Konventionen befreien unter anderem indem er sich intensiv mit Kinderzeichnungen auseinandersetzte.

Der Kontakt mit seinem Sohn Felix gab Klee zudem immer wieder entscheidende Anregungen und Ideen. Das kuratorische Experiment im Zentrum Paul Klee trägt diesem Bestreben Rechnung und lenkt den Blick der Kinder auf das Werk von Paul Klee selbst.

In wöchentlich stattfindenden Workshops hat eine 13-köpfige Gruppe von Kindern von 8 bis 12 Jahren seit vergangenem August gemeinsam mit der Ausstellungsabteilung und dem Bereich Community Building des Zentrum Paul Klee und dem Kindermuseum Creaviva das Thema für eine grosse Klee-Ausstellung entwickelt. Sie wirkten als Kurator:innen an sämtlichen Aufgaben der Austellungskonzeption und -realisation mit: von der Themen und Titelfindung über die Werkauswahl bis hin zum Verfassen von Texten.

Auch in der Gestaltung und der Vermittlung arbeiteten die Kinder mit. Dabei sind sie durch ihre unermüdliche Neugier und in spielerischer Manier nicht nur in den kreativen Kosmos von Paul Klee eingetaucht, sondern haben als Forschende auch eine faszinierende und zugleich tragische Geschichte aufgedeckt.

Im Zentrum der Ausstellung steht das Werk "Glas-Fassade" von 1939, eines der letzten Werke, die Paul Klee vor seinem Tod 1940 gemalt hat. Das Gemälde wurde von den Kindern zum Hauptwerk der Ausstellung gewählt und hat eine geheimnisvolle Rückseite. In zwölf Stationen erzählt die Ausstellung ausgehend von "Glas-Fassade" eine wahre Geschichte aus dem Leben Paul Klees. Es ist eine Geschichte über Freundschaft, Liebe und Familie, aber auch über Abschied und Trauer, die die damalige Zeit und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft thematisiert. Kurz: Eine Geschichte darüber, was es bedeutet, Mensch zu sein. Mit den Farben und Formen von Glas-Fassade und dessen geheimnisvoller Rückseite beginnt die Reise, die mit rund 160 Werken durch Klees Leben führt und aufzeigt, wie er künstlerisch auf prägende Ereignisse und Erlebnisse reagiert hat. Ergänzt wird die Bildauswahl durch von den Kindern eingesprochene Hörstationen, Gedichte, die sie aus den Werktiteln Paul Klees abgeleitet haben und eine interaktive Station mit ihren Arbeitsmaterialien. Um Einblick in den Entstehungs- und Arbeitsprozess zu geben, ist in der Ausstellung zudem ein Dokumentarfilm in Mundart mit französischen Untertiteln zu sehen.

Leuchtendes Geheimnis. Kinder kuratieren Klee
Bis 4. September 2022