Art is the better life

Ab 4. Juli 2009 präsentiert Kunst Meran eine monographische Ausstellung, die dem Werk des Schweizer Künstlers Urs Lüthi gewidmet ist. Lüthi, einer der wichtigsten Vertreter der europäischen Konzeptkunst, hat seine künstlerische Arbeit 1966 mit 19 Jahren begonnen. Bereits seine Arbeiten aus dem Jahre 1970 zeugen von einem äußerst vielschichtigen Umgang mit der Fotografie. Aus ikonographischer Sicht nimmt er das Thema des Selbstbildnisses mit einem starken Akzent auf der Helldunkelmalerei der Renaissance wieder auf.

Urs Lüthis Kunst provoziert immer und vereint einen erklärten Hang zur Ironie und Selbstironie mit einer absoluten und äußerst kontrollierten Suche nach der Form. Lüthi hat es verstanden, seine Autobiographie, sein Ich, seinen Körper und dessen unterschiedlichste physiologische Veränderungen zu einem einzigen und kohärenten Kunstwerk zu erheben. Unabhängig von der Technik seiner Arbeiten (Fotografie, Malerei, Skulptur, Performance, Multiples und Editionen) ist er jener ganz bestimmten Linie treu geblieben, an der eine existenzielle Reise zu einer ästhetischen Erfahrung wird.

Weil er das Bedürfnis hat, seiner künstlerischen Suche eine verständliche Form zu verleihen und sie mit der Kunstgeschichte korrespondieren zu lassen, gruppiert er seine Arbeiten oft in Diptycha oder Triptycha. Seine Werk stehen für Verbindungen zu immer neuen Variationen und Kombinationen offen: Eros und Thanatos, Sein und Nicht-Sein, Lustprinzip und Realitätsprinzip, männlich und weiblich, keines dieser Gegensatzpaare findet bei Lüthi zu einer Vereinigung. Eine Mise en abime wiederholt alles, sie stellt den Gegensatz dar, der keine Form von Auflösung kennt, keine glückliche Synthese, nicht einmal teilweise oder temporär.

Die Ausstellung bei Kunst Meran wird die gesamte Serie der Arbeiten mit dem Titel "Trademarks" aus dem Jahre 2006 zeigen. In einer Edition von 143 Werken schafft der Künstler eine Summa aller bisher realisierten Arbeiten und verfolgt die Spuren seiner gesamten Produktion nach. Lüthi hat alle seine Werke überarbeitet und in einer Schatulle aus Edelholz, ähnlich der Grünen Schachtel von Marcel Duchamp, gesammelt. Trademarks ist eine vollständige Retrospektive des Künstlers, die nach seinem Willen, seinen Ideen und seiner poetischen und künstlerischen Vision entstanden ist.

Die Ausstellung wird zusätzlich noch 10 Bronzeskulpturen aus der Serie "Spazio umano" zeigen, in denen Lüthi seinen Körper – gedehnt und gedreht in unterschiedlichen gymnastischen Stellungen - in Verbindung mit einigen elementaren Architekturelementen stellt. Auch in diesen Arbeiten schafft er wieder eine Verbindung zwischen dem menschlichen Körper, seinem Körper, und den von der Kultur geschaffenen Raumstrukturen. Der Künstler verfolgt einen sehr persönlichen Humanismus, durch den er sicherlich mit viel Ironie und Intelligenz an die große Tradition der Klassik anknüpft.

Ein großformatiges Foto mit dem Titel Water, ergänzt die Ausstellung. Die Arbeit ist Teil des Zyklus The remains of clarity, in dem das Wasser als Symbol des Lebens, der Bewegung und der Klarheit zu einer Ikone der unterschiedlichen Existenzmöglichkeiten- und formen wird.


Zur Ausstellung ist im Verlag Edizioni Periferia, Luzern ein Katalog mit Texten von Christoph Lichtin, Valerio Dehó und Rainer Michael Mason erschienen, der das Gesamtwerk des Künstlers dokumentiert (ISBN 978-3-907474-51-8).

Urs Lüthi - Art is the better life

4. Juli bis 20. September 2009