Yvonne Rainer im Museum Ludwig

Ab dem 28. April zeigt das Museum Ludwig Köln die erste europäische Retrospektive von Yvonne Rainer. Sie wurde gemeinsam mit dem Kunsthaus Bregenz und dem Getty Research Institute in Los Angeles entwickelt. Yvonne Rainer hatte bereits 1977 an der Documenta teilgenommen, das New Yorker Museum of Modern Art und die Tate Modern in London widmeten Rainer Filmretrospektiven. Nun präsentieren erstmals das Museum Ludwig und das Kunsthaus Bregenz mit "Raum, Körper, Sprache" das Gesamtwerk Yvonne Rainers in seiner Vielgestaltigkeit.

Yvonne Rainer ist Choreografin, Tänzerin, Theoretikerin, Aktivistin, Dichterin und Filmemacherin. All ihre künstlerischen Aktivitäten sind miteinander verschränkt. Als Tänzerin, Choreografin und Filmemacherin beeinflusst Yvonne Rainer seit mehr als fünfzig Jahren kontinuierlich die bildende Kunst, Tanz und Film. Ihr interdisziplinäres Werk beweist damit gerade heute große Aktualität.

Die 1934 in San Francisco geborene Yvonne Rainer zog bereits 1957 nach New York, um dort Tanz bei der legendären Martha Graham und bei Merce Cunningham zu studieren. Sie löste sich jedoch bald von deren Einflüssen, da der Ausdruckstanz und der kombinierte Einsatz von Zufallsmomenten sie immer weniger interessierten. Ihre Erfahrungen mit der Tänzerin Anna Halprin und dem bei John Cage ausgebildeten Musiker Robert Dunn, bei denen sie Anfang der 60er Jahre studierte sowie die dort entstandenen Freundschaften mit Simone Forti, David Gordon, Steve Paxton und Trisha Brown mündeten in der Gründung des Judson Dance Theater in New York. Hier stand Yvonne Rainer in engem Kontakt zu bildenden Künstlern, von denen einige, wie Robert Rauschenberg, Robert Morris und Carl Andre als Akteure oder in anderer Weise in ihre Tanzstücke involviert waren.

In ihrem heute legendären Vergleich von Minimal Art und Tanz, zeigt Yvonne Rainer anschaulich, wie nah die avancierte Praxis der bildenden Kunst der des Tanzes in den 1960er Jahren war.

In den 70er Jahren kehrte Yvonne Rainer der Bühne den Rücken, um Spielfilme zu drehen, die Fiktion und Realität sowie Persönliches und Politisches in der für sie spezifischen Regiearbeit vereinten. Ihre sieben zwischen 1972 und 1996 entstandenen Spielfilme gehören zu den herausragenden Werken der Filmgeschichte des späten 20. Jahrhunderts. Seit 2000 hat Yvonne Rainer erneut angefangen, Stücke zu choreografieren, in denen sie auf Elemente der Populärkultur, des Sports, der Tanzgeschichte im Allgemeinen und ihrer eigenen Werke zurückgreift.

Das Museum Ludwig besitzt wichtige frühe Werke von Yvonne Rainers Weggefährten wie Robert Rauschenberg, John Cage bis hin zu Claes Oldenburg, Bruce Nauman oder Robert Morris. Auch hat das Haus in den letzten zehn Jahren mit Arbeiten von Tino Sehgal, Roman Ondak oder Michele di Menna neue performative Positionen in seine Sammlung integriert. Daher ist es für das Museum Ludwig ein wichtiges Anliegen, gerade das Werk von Yvonne Rainer als bislang zu wenig beachtetes Bindeglied zwischen der amerikanischen Avantgarde der 1960er Jahre und den performativen Tendenzen der jüngsten Kunst vorzustellen.

Für die Kölner Station der Ausstellung wird der Künstler Heimo Zobernig (geb. 1958) eine besondere Raumkonstellation schaffen, die seine eigene Arbeit "ohne Titel" (2011) und "Soundings" (1968) von Robert Rauschenberg einbezieht. Das Zusammenspiel von Exponaten und Ausstellungsarchitektur reagiert auf die Frage, wie sich Tanz und Film in einem Kunstmuseum ausstellen lassen.

Kuratoren der Ausstellung: Barbara Engelbach (Museum Ludwig Köln), Yilmaz Dziewior (Kunsthaus Bregenz)

Yvonne Rainer – Raum, Körper, Sprache
28. April bis 29. Juli 2012