You laugh an ugly laugh

Der israelische Künstler Tal R (*1967, Tel Aviv), der seit vielen Jahren in Kopenhagen lebt, hat in der internationalen Kunstszene nicht zuletzt aufgrund seiner erstaunlichen Vielseitigkeit für Aufsehen gesorgt. Für seine Malereien, Collagen, Skulpturen und Fotoprojekte mischt er unbekümmert verschiedene Stile und bedient sich zahlreicher Anleihen, die von der europäischen Kunstgeschichte bis in die afrikanische Alltagskultur und von der Musik- und Clubszene bis in die Comic-Ästhetik reichen.

Tal Rs Welten hinter den Welten verbinden Zufall, Überfluss und Zeichenhaftigkeit mit den uns umgebenden Realitäten. Für den Betrachter entwaffnend direkt verdichtet er Kronkorken, Kürbisse und Keramik, aber auch Graffiti und Comics zu bildhaften Rätseln. Dabei bestimmen das konkrete Material und die reine Form die manchmal schrill und grotesk wirkende zeremonielle Bildsprache. Über den Grad der Identifikation des Künstlers mit dem Dargestellten kann nur gemutmaßt werden. Das bedeutet einen überraschenden Bruch in der Lesart expressiver Kunst und verstärkt das strategische, konzeptuelle Moment seiner Arbeiten. Durchaus humorvoll, mit Herz und Kopf, wendet sich Tal R den zeitlosen Tiraden und Richtungslosigkeiten des alltäglichen Lebens zu. Wie ein Bildforscher auf unserem touristisierten Globus untersucht er mehr die Bilder der Dinge als die Dinge selbst, reiht Klischee an Klischee, um es seinen eigenen Spielregeln unterzuordnen.

Formgefühl, Farbsignal, Ironie, Humor und ein reiches Vokabular an Remake-Aspekten mischen sich bei Tal R mit der konzeptuellen Strenge einer jeweils neu gewählten lyrischen Form. "Es geht um Sprache, Sprache, Sprache (...) im Grunde denke ich sehr stark in Worten, Sprache, Sätzen und dem Bruch des Satzes, dem die Ankunft eines weiteren Satzes folgt. Wenn man in den Arbeiten Stufen sieht, so gibt es danach doch Türen zu entdecken – diese ganzen schwarzen, braunen Türen in einem Gebäude, oder Türen, bei denen man nicht genau weiß, ob es sich dabei um eine Tür oder um eine Gruft handelt…", fabuliert Tal R ins Kunstphilosophische. Wie bei Gedichten kann man sich seinem Werk auch über die Unterscheidung von Form, Metrum und Inhalt annähern. Die Form ist dabei nicht nur die äußere Kontur eines Bildes oder einer Skulptur, sondern die Art und Weise wie die Gestaltung in Erscheinung tritt.

Tal R entwickelt in geradezu wissenschaftlicher Präzision und auf der Grundlage eines bestimmten Material- und Farbspektrums seine Bildfolgen, Skizzenreihen und Objektgruppen. Die Werkeinheiten sind jeweils durch die gleichen Außenmaße und den gleichen innerbildlichen Aufbau untereinander verbunden. Als Beispiele lassen sich die Gruppe von Bildern in der Ausstellung "The Sum" (2007 / 2008) im Louisiana Museum of Modern Art anführen oder die strahlenförmigen Bilder der Serie "Adieu Interessant" (2005 — 2008) sowie die Zeichnungen, Kisten- und Rahmenobjekte. Mal erarbeitet der Künstler ganze Werkblöcke auf bestimmte Ausstellungssituationen hin, mal entstehen seine Arbeiten unabhängig davon. Der Besucher der Tal R-Ausstellung ist aufgefordert, die Ordnungskategorien des Künstlers zu entschlüsseln. Das Spiel mit Systematiken erinnert an das Prinzip der Wunderkammer. Tal R zeigt, wie aus einem Teil das Ganze erwachsen kann und wie aus dem Ganzen wieder Teile werden. Und immer gibt es auch eine sprachliche Metaebene, die die Tür zur neuen Idee öffnet.


You laugh an ugly laugh
11. Juli bis 4. Oktober 2009