Wilfried Hiller – Musik zu Bildern und Skulpturen

Am 15. März 2016 feiert der Münchner Komponist Wilfried Hiller seinen 75. Geburtstag. Aus diesem Anlass widmet ihm die Sammlung Musik des Münchner Stadtmuseums zwei Konzerte, die auf Wunsch des Jubilars zeitlich eine kleine Ausstellung von Bronzeskulpturen und Bildern von Antje Tesche-Mentzen einrahmen. An Audiostationen neben den Skulpturen werden die von ihnen inspirierten Kompositionen Hillers zu hören sein.

Wilfried Hiller wurde 1941 im schwäbischen Weißenhorn geboren. Nach einem Klavierstudium am Augsburger Konservatorium arbeitete er zunächst als Organist und Ballettrepetitor, bevor er an der Münchner Musikhochschule Komposition, Opernregie, Schlagzeug sowie Musiktheorie studierte. Ab 1967 war Hiller als Schlagzeuger u.a. an der Bayerischen Staatsoper und am Staatstheater am Gärtnerplatz engagiert. 1968 gründete er die Konzertreihe "musik unserer zeit", aus der 1981 die "Münchner Musiknächte" hervorgingen, zudem war er Musikredakteur beim Bayerischen Rundfunk, Dozent an der Münchner Musikhochschule und Kompositionslehrer am Münchner Richard-Strauss-Konservatorium.

Künstlerisch arbeitete Hiller bis zu dessen Tod 1982 eng mit Carl Orff zusammen. Ab 1978 gaben ihm die gemeinsamen Musiktheater-Projekte mit Michael Ende wichtige künstlerische Impulse. Aus der Zusammenarbeit entstanden Stücke wie "Vier musikalische Fabeln", "Der Goggolori" (Uraufführung 1985 am Staatstheater am Gärtnerplatz), "Das Traumfresserchen" und "Der Rattenfänger". Zu Hillers weiteren Bühnenwerken zählen u. a. "Die Geschichte vom kleinen blauen Bergsee und dem alten Adler" (mit Herbert Asmodi), "Eduard auf dem Seil", "Pinocchio" (mit Rudolf Herfurtner), "Der Schimmelreiter" (mit Andreas K. W. Meyer), "Wolkenstein" (mit Felix Mitterer) sowie die Kirchenopern "Augustinus" und "Der Sohn des Zimmermanns" (mit Winfried Böhm).

Der mit zahlreichen Preisen und internationalen Stipendien ausgezeichnete Komponist war 2005–2008 Präsident des Bayerischen Musikrats, 2009–2012 künstlerischer Leiter der Internationalen Orgelwoche in Nürnberg und ist derzeit Vorsitzender der Carl-Orff-Stiftung und Präsident der deutschen Jean-Sibelius-Gesellschaft. Wilfried Hiller erhielt zahlreiche Auszeichnungen. In der Reihe "Komponisten in Bayern" des Schneider Verlags Tutzing ist der Band 56 (2014) Wilfried Hiller gewidmet. In den letzten Jahren entstanden u.a. für die Siemens- Musikstiftung 2011 "schaem-Aias" für japanischen Bunraku-Rezitator, für das Staatstheater am Gärtnerplatz 2013 "Der Flaschengeist" ein "Singspiel aus Ozeanien" und in Zusammenarbeit mit Hellmuth Matiasek 2015 die Bühnenmusik für die Oper "Der verlorene Sohn" für das Salzburger Landestheater.

Hiller ist auch durch die Zusammenarbeit mit Carl Orff von den antiken Mythen und der griechischen Mythologie geprägt. Mit den Bildern und Skulpturen zwischen den Musikinstrumenten aus aller Welt werden in der Sammlung Musik besondere Beziehungen geknüpft. Die Skulpturen von Antje Tesche-Mentzen lernte Hiller nach dem Tode seiner Frau, der Schauspielerin Elisabet Woska, im März 2013, kennen und schätzen. "Antike Mythen sind keine Modeerscheinung." sagt die in Kiel geborene Künstlerin, "was vor 2000 Jahren geschrieben wurde, geht uns auch heute noch an." Ihre Arbeit ist daher auch nie abstrakt und auch nicht konsequent abbildend, eher fragmentarisch und symbolhaft. Unter den ausgestellten Bronze-Skulpturen ist neben der "Lilith" auch der "Goggolori", "Schulamit", "Orpheus" oder die "Allegorie der Musik" zu sehen sowie einige Bilder wie "Bali-Impressionen" oder nach Gustav Mahlers "8. Symphonie".

Eröffnungskonzert: Hillers Interesse an den Kulturen der Welt wird hörbar beim Eröffnungskonzert am 18. Februar 2016, um 19.30 Uhr, bei der "Studie für japanische Trommeln" (Thomas Sporrer, Carl Amadeus Hiller) oder bei tradioneller Gamelan-Musik (Gamelanorchester des Münchner Stadtmuseums, Leitung András Varsányi). Seine Orientierung an der Antike spiegeln Kompositionen wie "Daphne" (Franziska Strohmayr, Violine und Diliana Tschervenkova, Kontrabaß) oder "Liebeslied des Orpheus für Euridike" nach den "Metamorphosen" des Ovid (Gudrun Haag, Harfe) wieder und an den Mythen mit "Goggolori", "Lilith" oder "Schulamit" (Franziska Strohmayr, Violine). Ferner sind zu hören "Kleiner Walzer", "Mondsichel in Frauenhand" oder "Orgheluse – Tanz am Rande des Abgrunds" aus den Klavier-Zyklen "Kosmos" I und II (Amadeus Wiesensee, Klavier)


Wilfried Hiller – Musik zu Bildern und Skulpturen
19. Februar bis 13. März 2016