Wer, ich? Wen, Du

Katharina Grosse schafft Situationen, die Farbe physisch spürbar machen. Aus der Malerei kommend – und sich auch als Malerin verstehend – weitet sie ihre raumgreifenden Arbeiten seit den 90er-Jahren als mächtige Farb-Vorstöße in den körperlich erfahrbaren Raum aus. Ihrem Namen entsprechend arbeitet sie groß und ungestüm, durchschreitet Gattungen und ver(un)klärt Räume. Grosse zählt bereits seit Jahren zu den international bedeutendsten Künstlerinnen ihrer Generation.

In ihren Arbeiten sind Grenzen dazu da, gefunden, betont und gleichzeitig gesprengt zu werden – Oberflächen werden kategorisch als Malgrund gesehen, ihre Bedingungen damit nicht erkundet, sondern ihrer ursprünglichen Zuschreibung mitunter sogar beraubt. So lässt sie Böden zu Bildern werden, Farbe zu Landschaft, Räume und Funktionsobjekte zu Skulpturen und Licht zum Vermesser der räumlichen Existenz. Dabei mischt sie Formen der Inszenierung mit dem Vorgehen zwischen den Medien, verwischt Grenzen der Dimensionen und macht den Schaffensprozess zum futuristisch anmutenden Laborexperiment.

Ihr Vorgehen ist grenzenlos, sie arbeitet spontan und exzessiv, bis hin zur Übertreibung, ohne dabei kitschig oder bloß zerstörerisch zu wirken. Überdimensionale und übersinnliche Farbexplosionen, die ans Absurde grenzen, werden zu einem Sich-frei-Spielen, zur Erkundung des Über-Sinnlichen im Pigment, im be- und im unbemalten Material und dessen Wirkung im Raum. Dabei widmet sich Grosse auch den Bedingungen des Galerieraumes als Performanceraum, sie bricht ihn auf und erörtert den durch die Moderne gesetzten inszenierten Kunstraum in seiner Bühnen- und Rahmenwirkung. Die Besucher/innen und ihre Bewegungen werden zum sich stets wandelnden Teil der Arbeit – im Wortsinn tauchen sie in Grosses Szenen ein, ohne sie jemals in ihrer Gänze fassen zu können.

Im Kunsthaus Graz beschäftigt sich Katharina Grosse mit der Bedeutung der reduzierten Anspielung und des Theatralischen in der Farbe. Sie baut einen Farbraum zum Bühnenraum aus. Dabei stellen sich Fragen nach der Erfahrbarkeit von Materie und Existenz ebenso wie nach der ästhetischen Führung von Licht und Linearität.


Katharina Grosse - Wer, ich? Wen, Du?
6. Juni bis 12. Oktober 2014