Wenn sich Fassaden, Treppen und Plätze in monumentale Bildnisse verwandeln

Das größte Streetart Festival Europas geht dieses Jahr von 2. bis 4. Juni in Frauenfeld (Schweiz, Kanton Thurgau) über die Bühne. Innofiziell ist der Startschuß dazu längst gefallen, denn diejenigen Künstlerinnen und Künstler, die überdimensionale Gemälde und Objekte schaffen, sind bereits seit Tagen intensiv am Werk. Insgesamt befinden sich 36 Murals, 14 Jam-Panels und 15 Kunstinstallationen von über 60 Kunstschaffenden in der Entstehung. Werden die Installationen im Oktober wieder abgeräumt, so sollen die Murals dazu beitragen, dass die Fassaden und Mauern Frauenfelder Bauten dauerhafte Träger künstlerisch-bunter Vielfalt bleiben.

Laut Mitteilung haben sich fast 700 Künstler:innen aus 57 Ländern für die Teilnahme beworben, 92 alleine aus der Schweiz. Das Initiatoren- und Organisationsduo Monika und Marco Niedermann sowie die Schweizer Streetart Künstler Taina, Pase sowie neu auch „ELF“, haben letztlich die Auswahl kuratiert. „Uns hat nicht nur das grosse Interesse an der Teilnahme überrascht, auch die hohe Qualität der Referenz-Kunstwerke, welche von den Künstler:innen eingereicht wurden, hat uns beeindruckt,“ betont das Organisationspaar. Das grosse Interesse zeige zugleich auf, dass die noch junge Kunstart weltweit auf offene Ohren stosse und am Puls der Zeit liege, so die beiden.

Dass das Streetart Festival auch international auf grosses Interesse stösst, zeigt die Teilnahme weltweit bekannter und teils gefeierten Streetart Schaffender wie Slim Safont, Anetta Lukjanova oder Thiago Goms. Österreich ist etwa durch Chinagirl Tile oder Pathi Avish vertreten. Letztere wurde für den Graffiti-Jam nominiert. Avish bezeichnet sich selbst als eine queere nicht-binäre Wandmalerin, Dichterin und bildende Künstlerin mit multikulturellem Hintergrund. Geboren und aufgewachsen ist sie nämlich in Taschkent, Usbekistan, in einer Familie mit griechischen, iranischen, russischen und finnisch-karelischen Wurzeln.

Aus der Schweiz sind gefeierte Größen wie Bane oder One Truth und viele andere mit dabei. Auch der 1984 in Vallée de Joux geborene Antoine Guignard alias LPVD*A (Les Pinceaux Verts d’Antoine), der mit einem einfachen Schleifer, einer Schleifscheibe und einer Taschenlampe arbeitet und einzigartige Fresken in Holzwände schleift. 2017 schuf er mit mit diesem Werkzeug in Leysin auf einer alten Scheune ein erstes Werk, das mehr als 80 Quadratmeter Fläche beansprucht: die Bergère d’Aï. Seitdem vermögen seine Arbeiten, die aus den Adern und Ästen gealterten Holzes entstehen, immer wieder aufs Neue zu überraschen. Geprägt von der Einzigartigkeit eines jeden Brettes, dem er Seele und Leben verleiht, wirft der Künstler mit seiner Poesie einen bescheidenen Blick auf die ihn umgebende Natur.
Philip Wallisfurth wiederum schafft sein Kunstwerk respektive Grafitti aus Moos, und bei den Installationen kommen Materialien wie Wolle, Keramik, Bambus und Tapes auf ihre Rechnung.

Die Besucher des Festivals können sich jedenfalls auf viel Kunst und Kultur mit einem vielfältigen Rahmenprogramm gefasst machen, das von Sticker- und Graffiti Workshops über Live-Paintings bis hin zu Bierdeckel Ping Pong und verschiedenen Live-Konzerte reicht. Angesagt sind unter anderem die berühmten Beatboxer ZeDe (Weltmeister) und Denis (Schweizermeister) sowie Marcel Munz, der ein Feuerwerk aus Rhythmus, Farbe und Kunst liefert. Auch für die Kleinsten ist gesorgt. Auf sie wartet die Kreativ-Ecke, wo sie sich austoben können.

Street Art Festival Frauenfeld
2. bis 4. Juni
Eröffnung: 2. Juni, 12.00 Uhr
Sichtbarkeit der Werke: Installationen bis 30. September,
Murals bleiben dauerhaft bestehen
Weitere Infos: https://www.streetart-festival-frauenfeld.ch