Weltmuseum - Auf dem Rücken der Kamele

Die Jahresausstellung "Auf dem Rücken der Kamele" im Weltmuseum Wien erzählt von vergangenen, gegenwärtigen und künftigen Begegnungen mit Kamelen und ihren Verwandten. Historische und zeitgenössische Kunstwerke, Filme und Fotografien, bedeutende, zum Teil nie zuvor gezeigte Objekte aus den Sammlungen des Hauses und internationale Leihgaben veranschaulichen die vielfältigen Aspekte der engen Beziehung zwischen den Tieren und den Menschen, die mit und von ihnen leben.

Das Zusammenleben mit Kamelen prägt Kulturen. In vielen Teilen der Welt bildet es seit langem die Lebensgrundlage für Menschen und ist fester Bestandteil ihrer kulturellen Identität. Von den Anden bis zu den Wüsten Afrikas, Arabiens und Asiens hat diese Beziehung den menschlichen Alltag und die Natur, in der wir leben, geformt. Jedoch hat diese gemeinsame Geschichte auch ihre Schattenseiten: Militarismus, Kolonialismus, Ausbeutung und Leid von Mensch und Tier. In dieser Ausstellung geht das Weltmuseum Wien den zahlreichen Facetten des Zusammenlebens mit Dromedaren, Trampeltieren, Lamas und Alpakas nach. Die Ausstellung zeigt, welchen Einfluss die Tiere, die zusammenfassend als Kameliden bezeichnet werden, auf jene Gesellschaften haben, deren Teil sie sind. Sie beleuchtet aber auch, welche wichtige Rolle sie in Zukunft spielen können. Der thematische Bogen der Ausstellung wird von den Urkamelen Nordamerikas über deren Domestizierung und weltweite Verbreitung bis zu ihrer Bedeutung als nahezu universelle Nutztiere gespannt. Kameliden liefern nicht nur Milch, Wolle, Fleisch, Dünger und Brennstoff, sondern dienen bis heute auch als Trag-, Reit- und Zugtier. Der Erfolg von Großreichen wie jenen der Inka, Römer und Osmanen ist untrennbar mit der Leistungsfähigkeit dieser erstaunlich genügsamen Tiere verbunden. Chinas Eroberung von Xinjiang erfolgte auch auf dem Rücken der Kamele, wie eine Serie großformatiger Kupferstiche aus dem 18. Jahrhundert dokumentiert. Feste wie Tinka de Alpaka in den Anden oder das indische Bikaner Festival feiern diese unverzichtbaren "Wüstenschiffe", aber auch traditionelles und zeitgenössisches Wissen. Kamelgesänge in der Mongolei und auf der Arabischen Halbinsel gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Der Kolonialismus veränderte die Rolle und Bedeutung der Kameliden im Leben der Menschen. Die Konquistadoren brachten Kühe und Schafe nach Südamerika, die die heimischen Lamas und Alpakas verdrängten. Guanakos wurden gnadenlos gejagt. Allerdings importierten die europäischen Kolonialmächte auch Dromedare, beispielsweise nach Australien und Namibia, und setzten sie dort gezielt ein. Eine Skulptur in der Ausstellung zeigt Napoleon, der 1799 während seines Ägyptenfeldzugs als vermutlich erster europäischer General der Neuzeit auf einem Dromedar ritt. Anhand ausgewählter Bilder des Orientalisten Carl Heinrich Müller untersucht die Ausstellung aber auch romantisierende, nur selten von diesem kolonialen Erbe zu trennende Vorstellungswelten.

Die zahllosen Möglichkeiten, die von Kameliden gewonnenen Produkte zu nutzen, schlagen die Brücke zur Gegenwart und verweisen auf eine vielleicht problematische Zukunft. Angesichts der Suche nach Lösungen für den Klimawandel sind Kameliden zum Hoffnungsträger für Medizin, Ernährung und Textilindustrie geworden.

2024 wurde von den Vereinten Nationen zum internationalen Jahr der Kameliden erklärt. Die UNO sieht in der Förderung von Alpakas, Lamas, Trampeltieren und Dromedaren eine Möglichkeit, weltweit extreme Armut und Hunger zu bekämpfen, die Ökosysteme zu schützen und das Einkommen von Frauen – häufig die Halterinnen von Alpakas – zu steigern.

Auf dem Rücken der Kamele
27. Februar 2024 bis 26. Jänner 2025
Weltmuseum Wien & Theseustempel