"Weihnachtskavalier gesucht" von Annina Boger

14. Dezember 2012 admin
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Der Klappentext: Marina D"Amato möchte das kommende Weihnachtsfest mit dem Mann ihres Herzens verbringen. Eine knifflige Aufgabe, denn sie hat keine Ahnung, wer dieser Mann sein könnte. Seit ihrer Scheidung führt sie ein ereignisloses Single-Leben. Beherzt begibt sie sich auf die Tanzfläche, wodurch sich ihr Bekanntenkreis um einige Kavaliere erweitert. Marinas Einliegerwohnung grenzt an das Badezimmer ihres Nachbarn Archibald.

Dieser Mann singt und trällert ohne Rücksicht auf die Tageszeit, wobei mehr als seine verführerische Stimme ihr den Schlaf raubt. Wie soll frau sich da auf ihren Job in der Touristikbranche konzentrieren? Ausgerechnet, als sie ohnehin mit Herausforderungen eingedeckt ist, erhält Marina eine bestürzende Nachricht von ihrem Ex-Mann Jochen. Dies beschwört alte Erinnerungen herauf, die sie lieber aus dem Gedächtnis gestrichen hätte. Die Ereignisse fordern sie bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Die Partnersuche scheint im Sand zu verlaufen. Doch kurz vor dem ersten Advent lässt Marina sich von der vorweihnachtlichen Stimmung inspirieren ...

Meine Gedanken zum Buch: Einen Weihnachtskavalier suchte ich vergebens, indess ich mich irre führen ließ, denn der eigentliche Titel des Buches lautet "Tanzkavalier gesucht" und wurde lediglich als Weihnachtsedition mit dem veränderten Titel herausgegeben. Korrekter weise also müsste es lauten: Weihnachtskäufer gesucht. Die Idee ist nicht schlecht, zumal ich sehr für ein Buch als Weihnachtsgeschenk plädiere, doch, wie eben auch Loriot seine Birne Helene nicht unter falschem Namen essen möchte, möchte ich analog (oder in diesem speziellen Falle anninalog?) nichts unter falschem Namen lesen.

Der Titel "Tanzkavalier gesucht" trifft Annina Bogers Thema darüber hinaus perfekt. Weihnachtliche Stimmung suchte ich in diesem Roman vergebens. Die Idee dieser Geschichte ist recht amüsant, die Umsetzung der Autorin trifft nicht wirklich meinen Nerv. Mein erster Eindruck bei der Betrachtung des Buchcovers bestätigte und verstärkte sich während des Lesens, jedenfalls teilweise. Vom Schnee bedeckte, winterlich anheimelnde Bäume, pinkfarben ins rechte Licht gerückt. Ah, kam mir in den Sinn, Lektüre für Mädchen, nicht mehr Kind und noch nicht Frau, verspielt, kichernd, heimlichtuend, Glitzershirt tragend.

Wäre also die Protagonistin nicht eine geschiedene Frau reiferen Alters, sondern eine 18jährige, die just ihre erste eigene Wohnung be- und auszog um das Leben zu lernen, wäre Bogers Geschichte für mich glaubwürdiger. In diesem Falle würde ich mir dieses Buch zwar nicht kaufen um es selbst zu lesen, liegt mein Auszug nun schon zu viele Jahre zurück, doch würde ich es einem Mädchen schenken, vielleicht sogar zu Weihnachten. Auch Annina Bogers Wahl der Sprache und des Ausdruckes eignen sich viel eher für die jüngere Generation. Die Autorin schreibt einfach, klar und unverschnörkelt, verschickt E-Mails, spricht von Servern, Know-how, Resorts oder Markt- und Machbarkeitsstudien.

Möglicherweise klingt mein Urteil hier zu hart, was daran liegen mag, daß ich die Sprachen Oscar Wildes, Virginia Woolfs oder Simone de Beauvoirs sehr liebe und schätze, außerdem just einen Roman von Ortheil parallel zu Boger las. Es ist durchaus nicht fair, dessen bin ich mir bewußt, Annina Boger einem solchen Vergleich auszusetzen. Lassen Sie mich also abschließend die Wogen etwas glätten. Das größte Manko an dem Roman "Weihnachts- (Tanz) kavalier gesucht" ist, daß er die falschen Leser anspricht. Für mich ist es durchaus vorstellbar, daß Annina Bogers Geschichten zukünftig in der unterhaltsamen Jugendliteratur angesiedelt sein könnten.

Annina Boger: Weihnachtskavalier gesucht
Taschenbuch: 234 Seiten
Verlag: winterwork
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3864682704
EUR 12,99