Diese Frau, die singt wie ein Engel, in der ein Teufel steckt! Die Frau, die eine natürliche, atemberaubende Begabung hat, diese wundervollen barocken Arien zu singen, als seien sie eigens für sie geschrieben worden. Sie ist der Ausbund von Musik, von Perfektion, Können, Begabung, von Temperament und Verbindlichkeit.
Diese Frau, Simone Kermes, zeigt sich nun mit ihrer aktuellen CD von einer etwas anderen Seite. Bel Canto, so lautet der Titel des Albums (SONY Classical). Bel Canto, also schöner Gesang, diese Bezeichnung passt bei Simone Kermes immer, ganz gleich was sie singt. Im Ullstein Lexikon der Musik (Ausgabe 1976) ist zu lesen: Belcanto (ital., schöner Gesang), bezeichnet die italienische Art des Singens. Sie legt nicht Gewicht auf die charakteristische Gestaltung der Töne nach dem Wortinhalt, sondern auf absolute Schönheit, Rundung und Fülle des Melodieflusses.
Simone Kermes eroberte mit ihren Barock-CD’s die deutschen Klassik-Charts. Der Belcanto, sagt sie, sei ohne den Bezug zur barocken Tradition nicht denkbar: "Mit den Erfahrungen einer Barocksängerin war es mir eine Herzensangelegenheit, auf den Spuren des Belcanto weiter zu wandeln und aus der barocken Perspektive einen neuen Blick auf diese einmaligen Kunstwerke zu werfen." Als Bindeglied zwischen Barock und Belcanto betrachtet Simone Kermes die Königin der Nacht aus Mozarts "Zauberflöte" und erklärt dies: "Hier scheinen die affektgeladenen Rachearien der Barockoper noch einmal in greifbarer Nähe zu liegen. Gleichzeitig verweisen die Virtuosität und die kunstvoll konstruierten Extrem-Koloraturen aber auch in Richtung Belcanto."
Ich musste mich erst hineinhören, in diese etwas andere Kermes, und dies gelang mir nicht beim ersten Hören der CD "Bel Canto". Vielleicht lag es auch an den Erwartungen, die ich seit langem hegte, bezüglich eines neuen Albums dieser beeindruckenden Sängerin. So wäre ich keineswegs überrascht gewesen, hätte sie ein gemeinsames Projekt mit der deutschen Rockband Rammstein gestartet. Nun, vielleicht eine Idee für zukünftige Pläne. Die Klassik-Liebhaber werden mich nun vielleicht ausschelten, doch kann ich mir eine solche Zusammenarbeit durchaus vorstellen, denn Simone Kermes vermag zu verbinden, Musik, Menschen und auch Generationen.
Was sie macht, macht sie perfekt. Ein weiterer Beweis dafür liefert sie mit ihrer aktuellen CD "Bel Canto – from Monteverdi to Verdi". Für dieses Projekt hat sie sich für eine Zusammenarbeit mit dem Ensemble Concerto Köln unter der Leitung von Christoph-Mathias Mueller entschieden, und sie tat gut daran, sehr gut. Ich sage doch, was sie macht, macht sie perfekt.
Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt
