Was für eine Mischpoke!

15. Juli 2015 Rosemarie Schmitt
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Filfarbike Mishpoke heißt ihr neues Album und das Programm. Filfarbike Mispoke. Sie wissen, was das bedeutet? Sie verstehen doch jüdisch, nicht wahr? Wenn jemand zockt, Stuss oder Tacheles redet, wenn gemauschelt, oder Ihnen Tinnef angeboten wird, das Wetter oder die Stimmung mal wieder mies sind, Sie malochen müssen (tja, ohne Moos nichts los), Ihr Chef den großen Reibach macht und mit der Sekretärin (einer jungen Schickse) schäkert, dann wissen Sie doch ganz genau was gemeint ist.

Also wissen Sie auch, was eine Mishpoke (Mischpoke) ist. Im hebräischen bedeutet mischpacha Familie. Die Musiker des Klezmer-Ensembles YXALAG (Kranich) sind, wie der Titel ihres neuen Albums eine "Filfarbike Mishpoke" – zu übersetzen mit "bunte Bande".

Ihre Musik basiert auf der osteuropäischen jüdischen Volksmusik, dem Klezmer. Von jener Basis aus reisen diese Kraniche, überwinden mit Leichtigkeit, Virtuosität, Selbstverständlichkeit und Spielfreude musikalische Grenzen, führen zusammen (Klassik, Bossa, Tango, Swing, Musette...) und kehren immer wieder zu ihrer Basis zurück, dem Klezmer, jener leidenschaftlich-melancholischen Musik, der ihr Herz gehört. Bereits seit 2008 stehen die jungen Vollblutmusiker gemeinsam auf den Bühnen (ganz ohne Zoff). Sie arrangieren, wagen Neues und verwerfen (stiekum), was sie nicht überzeugt.

Der Kranich YXALAG macht nirgendwo halt, so heißt es, und gemeint ist, dass ihre Musik ein Europa ohne Grenzen und Vorurteile verkörpert. Ein jüdisches Sprichwort sagt: Men ken a brif lejenen, men ken a brif singen. Man kann einen Brief lesen, man kann einen Brief singen. (Der Ton macht die Musik.) Diese Musik von YXALAG ist der schönste, abenteuerlichste, fröhlichste und auch melancholischste Brief, der mir je vorgesungen wurde.

Ein weiteres jüdische Sprichwort rät: Bist du hungrig, so singe, schmerzt dich etwas, so lache. Ich rate Ihnen jedoch: Sind Sie hungrig, so essen Sie etwas und hören dabei "Filfarbike Mishpoke" (Label: Gp Arts / Edel) bis Sie lachen und fröhlich sind (das geht ganz rasch).

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt