Viktoria Tremmels Körperwelten

Dem zeichnerischen Schaffen, der 1972 in Lauterach geborenen Künstlerin Viktoria Tremmel, widmet sich die Galerie.Z in ihrer Ausstellung ab 10. April. Die Zeichnung ist zugleich die überwiegende künstlerische Ausdrucksweise der Absolventin der Akademie der Bildenden Künste in Wien, wo sie bei Bruno Gironcoli Bildhauerei studiert hat. Denn diesem Medium schreibt sie die Fähigkeit der Entäußerung unmittelbarer Erfahrungen zu. Der Körper in all seinen Facetten und Ausgestaltungen bildet dabei in ihrem umfassenden Werk, das 2013 mit dem Kulturpreis Vorarlberg gewürdigt worden ist, ein zentrales Motiv.

Weil Viktoria Tremmels gesamtes Oeuvre spartenübergreifend und von innovativem Charakter ist, wurde ihr der outstanding artist award vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur für Nachwuchs- Kunstschaffende verliehen. Ihren Ideen gibt sie in den unterschiedlichsten Ausdrucksweisen wie etwa als Installation, Skulptur, Fotoprojekt, Film oder Experimentalvideo entsprechenden Raum. Mit dieser Vielfältigkeit entzieht sie sich jeglicher Gebundenheit an ein Medium, sodass sie die ganze Palette an Möglichkeiten ausschöpfen kann. Das Thema Körperlichkeit, das sie kontinuierlich und konsequent weiterentwickelt, nimmt dabei einen breiten Raum ein. Viktoria Tremmels Kompositionen aus Zeichnung und Sprache verblüffen, irritieren, rütteln an Konventionellem, drängen zum Überdenken. Der Körper weiß zuweilen mehr, als sich in Worte fassen lässt oder nur unzureichend beschrieben werden kann. Bilder, zumal Zeichnungen, vermögen etwas zu leisten, das diesen Beschränkungen nicht unterworfen ist. So scheinen, anhand von Zeichnungen, oft Körper zu Körper zu kommunizieren, um ihr Wissen zu teilen. Das ist auch einer der Gründe, warum uns durch Kunst Erfahrungen zugänglich sind, die wir schwer mit Worten ergründen können. Eine der hauptsächlichen künstlerischen Ausdrucksweisen von Viktoria Tremmel ist die Zeichnung, die sie als ein Medium betrachtet, das die Entäußerung unmittelbarer Erfahrungen ermöglicht. In einigen Fällen entstehen daraus auch Objekte. In ihrem zeichnerischen Oeuvre lassen sich zwei, sich ergänzende Bildfindungsstrategien, identifizieren. Einerseits sind es, fast ungelenk eindrucksvoll wirkende Zeichnungen, die zu Wortfindungen als Titel drängen und assoziativ sehr aufgeladen sind. Andererseits gibt es auch kalkulierte Zeichnungen, die sich des Repertoires der allgegenwärtigen medial vermittelten Bilder, bedient. Aus einzelnen Elementen dieses visuellen Kosmos unserer Alltagswelt komponiert sie Zeichnungen. Mit befremdlichen Qualitäten aufgeladen, und zusammen mit der Begriffspoesie der Bildtitel, entsteht so ein Schwingungsgefüge assoziativer Resonanzen. So entstehende manche irritierende Momente die im Bewegungsfluss von Bedeutungen in der Oberfläche des Selbstverständlichen Risse erzeugen, durch welche wunderbare und zuweilen abgründige Welten aufleuchten. © Kurt Kladler
Viktoria Tremmel - Aktive Stagnation 11. April bis 10. Mai 2014