Vera Molnar. (Un)Ordnung. (Dés)Ordre.

Die Stiftung für Konkrete Kunst und Design Ingolstadt richtet der ungarischen Künstlerin Vera Molnar (* 1924 in Budapest, Ungarn) zu Ehren ihres 90. Geburtstags eine umfangreiche Retrospektive aus. Seit 1947 lebt und arbeitet Molnar in Paris. Als eine große Pionierin der digitalen Kunst setzte sie bereits Ende der 1960er Jahre die ersten Großrechner als zentrales Hilfsmittel für die Gestaltung ihrer geometrischsystematischen Werke ein und arbeitet seitdem kontinuierlich mit dem Computer.

hre Handzeichnungen zu elementaren Formen wie dem Quadrat übersetzt sie in selbst geschriebene Programmierungen, die den Zufall als zentrales Gestaltungsprinzip berücksichtigen. So entwickelt sie Serien, in denen die strenge Regelmäßigkeit durch zufällige Störungen variiert wird.

Die Stiftung für Konkrete Kunst und Design Ingolstadt verfügt über einen großen Bestand an Arbeiten von Vera Molnar, die seit 2010 in der Stiftung vertreten ist. Gemeinsam mit frühen, noch nie ausgestellten Zeichnungen aus dem Privatbesitz der Künstlerin und Werken weiterer Leihgeber gibt die Ausstellung mit knapp 100 Arbeiten einen umfangreichen Überblick über die künstlerische Entwicklung dieser einzigartigen Künsterin.

Noch vor Einführung des Computers schuf Vera Molnar Ende der 1950er Jahre ihre eigene "machine imaginaire", die auf selbst erdachten Algorithmen basierte und mit der sie 10 Jahre arbeitete: "Ich stellte mir vor, ich hätte einen Computer. Ich entwarf ein Programm, und dann, Schritt für Schritt, realisierte ich einfache, begrenzte Serien, die aber in sich geschlossen waren, also keine einzige Formkombination ausließen."

Zentral bei Molnar ist stets das Prinzip der Variation und auch Reduktion. Mit dem Computer als Hilfsmittel analysiert sie in Form von Serien und auf der Basis einfacher mathematischer Regeln, wie sich Wahrnehmungsprozesse durch minimale Verschiebung und Umgestaltung verändern können.

Die Ausstellung ist nach verschiedenen Themen geordnet, innerhalb derer ein Bogen von frühen bis hin zu aktuellen Arbeiten gespannt wird. In dieser Gegenüberstellung werden die zentralen Themen, denen sich Molnar nun schon jahrzehntelang widmet, deutlich. Diese sind neben den Grundformen Kreis und Quadrat auch die intensive Beschäftigung mit der Linie sowie die Variation bestimmter Buchstaben.

Neben Zeichnungen, Collagen, Computerzeichnungen, Fotografien und Gemälden ergänzt die Ausstellung eine über 5 Meter hohe Wandinstallation, die Vera Molnar speziell für die Präsentation entworfen hat. An einer weiteren, interaktiven Installation kann der Besucher die Enstehungsprozesse vieler Arbeiten nachvollziehen.

Vera Molnar (* 1924 in Budapest, Ungarn) studierte 1942-47 Malerei, Kunstgeschichte und Ästhetik an der Hochschule für bildende Kunst Budapest. 1974-76 entwickelte sie gemeinsam mit ihrem Mann die Computer-Software "Molnart". 1976 fand ihre erste Einzelausstellung in der Galerie der Polytechnischen Hochschule London statt. Molnar arbeitet an verschiedenen Forschungseinrichtungen und hatte 1985-90 einen Lehrauftrag für bildende Kunst und Kunstwissenschaft an der Université de Paris, Sorbonne. 2005 wurde ihr der "ded.velop digital art award" (ddaa) verliehen, die erste große, internationale Auszeichnung im Bereich der digitalen Kunst. Vera Molnar lebt und arbeitet in Paris sowie in der Normandie. Seit Beginn der 1990er Jahre ist sie in zahlreichen Ausstellungen zur gegenstandslosen Kunst sowie internationalen Sammlungen vertreten. In einer institutionellen Einzelausstellung in Deutschland war Vera Molnar zuletzt im Jahr 2006 in der Kunsthalle Bremen zu sehen.

Vera Molnar. (Un)Ordnung. (Dés)Ordre.
30. März bis 29. Juni 2014