Ursprünglich war es Wagner

22. Januar 2014 Rosemarie Schmitt
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Transformationen, also Umformungen, finde ich stets dann in Ordnung, wenn das Ursprüngliche mir nicht wirklich gut gefällt, ich es möglicherweise auch in seiner ursprünglichen Form nicht verstehe, wie zum Beispiel die Kompositionen Richard Wagners. Also war ich mehr als gespannt auf die CD "Wagner Transformed" (Intergroove Classics/New Arts International). An diesem Projekt sind beteiligt:

J. Peter Schwalm, der 1979 in Frankfurt am Main geborene Komponist und Musikproduzent im Bereich Neue Musik. Zu seinen Spezialgebieten zählen auch Hörspiel, Film, Theater, Ballett und elektronische Musik. Er ist der künstlerische Leiter des Wagner-Transformed-Projektes.

Brian Peter George St. John le Baptiste de la Salle Eno, kurz Eno genannt. Er wurde 1948 im britischen Woodbridge/Suffolk geboren und ist ein sehr innovativer Musiker, Musikproduzent, Musiktheoretiker und bildender Künstler. Eno begann seine Karriere 1971 als Mitbegründer von Roxy Music.

Sicherlich kein Windei ist Eivind Aarset. Der 1961 in Drøbak (Norwegen) geborene Musiker ist Jazz-Gitarrist und Komponist. Aarset begann seine musikalische Laufbahn als Gitarrist einer Heavy-Metal-Band. Er arbeitete bisher mit Musikern wie etwa Ray Charles, Dee Dee Bridgewater, Ute Lemper und Cher. In seinen Soloalben verbindet Aarset Jazz mit elektronischer Musik.

Die in Hamburg geborene Pianistin Christine Schütze ist in diesem Quartett quasi eine Grenzgängerin. "Normalerweise" verbindet sie klassische Musik und Kabarett, und gestaltet so sehr unterhaltsame Abende auf musikalisch durchaus hohem Niveau. Klassische Musik darf eben auch Freude machen, Herr Wagner, gell.

Diese Musiker haben sich nun also einiger Kompositionen Richard Wagners angenommen. Nun nehmen Sie mal an, werte Leser, Wagner würde hier und heute leben und sich der technischen Möglichkeiten moderner Studiotechnik bedienen. Und weil es selbst Richard Wagner bisher nicht gelang aus seinem Nirvana zurückzukehren um Musik zu machen, kamen Schwalm, Eno, Aarset und Schütze, und taten dies statt seiner.

Obwohl diese "Wagner Transformed" bereits seit September vergangenen Jahres auf dem Markt ist, hört und liest man selten in den Medien etwas über dieses Projekt. Das ist sehr bedauerlich, denn was der Komponist J. Peter Schwalm da mit seinen Musikern auf die Beine gestellt hat, und übrigens auch auf die Bühnen dieser Welt bringt, ist ganz außergewöhnlich! Ich habe diese CD nun schon einige Male gehört und sie gefällt mir immer besser.

Wagner indes, erkenne ich kaum bis gar nicht wieder, kann dessen Musik darin nicht finden. Schwalms neue Kompositionen sind sanfter, harmonischer, nicht gewaltig, dennoch spannend. Einen großen Anteil an der Sanftheit der Stücke hat ganz ohne Zweifel die Pianistin Christine Schütze, die den elektronischen und experimentellen Parts der Aufnahme klassische Klänge entgegensetzt beinahe zu trotzen scheint, sich indes auf dieses "Neue" wundervoll behutsam einlässt und integriert.

Das ist, was der "neue" Hörer von "Wagner Transformed" auf jeden Fall ebenso tun sollte, sich darauf einlassen, auch wenn Wagner drauf steht. Dem eingefleischten Richard-Wagner-Liebhaber wird diese Einspielung wahrscheinlich nicht sehr gefallen, ich indes finde sie herrlich harmonisch, melodisch, musikalisch innovativ und wunderbar entspannend. Ich wünsche mir, dass diese Musiker ein weiteres Projekt dieser Art starten, und zwar mit ganz neuen, eigenen Kompositionen!

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt