Ulrich Seidl. Stills 2001 – 2014

Die Galerie OstLicht widmet sich erstmals umfassend den fotografischen Arbeiten Ulrich Seidls. Zu sehen sind rund 60 ausgewählte Standbilder aus Filmen von 2001 bis heute: "Hundstage" (2001), "Import Export" (2007), "Brüder, lasst uns lustig sein" (2006), die Paradies-Trilogie "Liebe, Glaube, Hoffnung" (2012) und "Im Keller" (2014). Ulrich Seidls unbestechliches Auge und sein Gespür für Komposition sind unumstritten. Seine mit geradezu fotografischer Akribie generierten Tableaus geben nicht bloß flüchtige Einblicke in die oftmals beklemmende Thematik seines filmischen Schaffens, mit größter Genauigkeit bis ins Detail durchkomponiert, überzeugen sie durch ihre klare Ästhetik und strenge Geometrie.

Gegenstände und Individuen werden in Seidls Fotografien zu Kompositionselementen im Raum. Es ist eine präzise visuelle Ordnung, die hier die Oberhand gewinnt. Das seinen Filmen immanente Dokumentarische rückt in den Stills fast gänzlich in den Hintergrund. Sie sind geprägt durch den Charakter der Inszenierung und die Spannung zwischen Ästhetik und Existenz im statischen Bild. Durch die Vereinzelung ausgewählter Filmkader, und damit einhergehend der Entzug jeglicher filmischer Handlung, ist die Entfremdung – ein Markenzeichen seiner symmetrischen Bildeinstellungen – präsenter denn je. Seidls kompromisslose Kompositionen funktionieren somit auch völlig losgelöst von seinen Filmen, und entfalten, in das Medium Fotografie transferiert, als eigenständige Werke eine tiefe Faszination.

Besonders in Seidls neuestem Film "Im Keller" dominiert der fotografische Blick des Filmautors und Regisseurs. Bild für Bild durchgestaltet, reihen sich minutenlange Tableau-Darstellungen aneinander, die Protagonisten verharren fast bewegungslos in einer Position. "Die Fotografie zu Im Keller trägt alle Stil-Charakteristika des Regisseurs", schreibt der Journalist und Autor Stefan Grissemann. "Seidls visueller Manierismus ist die Trumpfkarte in jedem seiner Spiele: Sie sticht, als einziges Element, das er keineswegs dem Zufall überlässt, jede andere künstlerische Ambition, die am Set entwickelt werden könnte. Aus dem Kerker dieser Bilder gibt es kein Entkommen."

Ulrich Seidl wurde 1952 in Wien geboren und wuchs in Horn im Waldviertel auf. Er studierte an der Filmakademie Wien, sein Regiedebüt gab er 1980 mit dem Kurzfilm "Einsvierzig". Ulrich Seidl wurde für Dokumentarfilme wie "Good News", "Tierische Liebe" und "Models" mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. 2012 erhielt "Paradies: Glaube" den Spezialpreis der Jury bei den Filmfestspielen in Venedig. Schon Seidls erster Spielfilm "Hundstage" war elf Jahre zuvor bei der Biennale mit derselben hohen Auszeichnung bedacht worden.

2003 gründete er die Ulrich Seidl Filmproduktion GmbH und tritt seitdem auch als Produzent seiner Filme auf – mit "Import Export" war er 2007 im Wettbewerb der 60. Filmfestspiele von Cannes vertreten. Es folgte die Paradies-Trilogie (2012): "Paradies: Liebe", "Paradies: Glaube", "Paradies: Hoffnung". Drei Filme, die innerhalb von vier Jahren entstanden sind und im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele von Cannes, Venedig und Berlin ihre Uraufführungen feierten. "Im Keller" erlebte im August 2014 im Rahmen der Filmfestspiele von Venedig seine Uraufführung. Bisher hat Ulrich Seidl zweimal für das Theater gearbeitet: An der Volksbühne Berlin hatte 2004 sein Stück "Vater unser Premiere", 2009 entwickelte und inszenierte Seidl für die Münchner Kammerspiele und die Wiener Festwochen "Böse Buben / Fiese Männer" nach Texten von David Foster Wallace. Seine Fotoausstellung "Paradies: Liebe Glaube Hoffnung" wurde 2013 in BAWAG PSK Contemporary in Wien, bei C/O Berlin sowie im Rahmen des Molodist International Film Festival in Kiew und im Rahmen des Monats der Fotografie in Bratislava gezeigt.


Ulrich Seidl. Stills 2001 – 2014
4. Dezember 2014 bis 14. Februar 2015