Tradition in Transition

16. Oktober 2008
17.10.2008 bis  19.10.2008
Bildteil

Die Beziehung zwischen Traditionen soll das generelle Thema des Zeitklänge – Herbstfestivals "Tradition in Transition" vom 17. bis 19. Oktober 08 in Feldkirch darstellen. Die Musik ist wahrscheinlich die Kunstform, die am meisten mit Tradition verbunden ist, ohne Rücksicht auf Stil und Ausdruck. Die wesentliche Frage ist, wie das Wissen vermittelt wird und wie es in Bezug zu unserem Know-How und Leben steht.

Einführungsvortrag:
Mauricio Kagel – Ein Instrumentales Theater
17. Oktober, 18.30, Bibliothek Landeskonservatorium, Feldkirch
Anselm Hartmann, Musikhistoriker

Der Musikkreis-Forum Zeitklänge stellt den am 18.09.2008 verstorbenen Mauricio Kagel in den Mittelpunkt seines Auftakts zum Herbstfestival. Der Musikwissenschaftler Dr. Anselm Hartmann referiert am 17.10.2008, 18.30 Uhr, in der Bibliothek des Landeskonservatoriums über das instrumentale Theater Kagels. Typisch für Kagels Werke bis in die frühen 80er Jahre hinein sind die Grenzüberschreitungen. Die Musiker auf der Bühne agieren auch mimisch und gestisch, verhalten sich anders, als es der Konzertbetrieb zur Gewohnheit gemacht hat oder parodieren diese Gewohnheiten. Kagel geht von der Tradition aus und bewegt sich – sie ironisierend und übertreibend – von ihr weg.

Ensemble Zeitsprung
17. Oktober, 19.30 Uhr, Festsaal Landeskonservatorium, Feldkirch

Das Ensemble Zeitsprung führt Kagels Pan für Piccoloflöte und Streichquartett dann um 19.30 Uhr im Festsaal auf. Wie beim Forum Zeitklänge üblich, wird dieses Schlüsselwerk dem Publikum zweimal dargeboten. Kagel entlarvt, provoziert, macht nachdenklich und erlaubt so ein neues, unvoreingenommenes Hören und Sehen. Seine Tonsprache verwendet bis Anfang der 1980er Jahre alle Errungenschaften moderner Musik, mildert sich dann aber zugunsten der Tradition ab. Pan für Piccoloflöte und Streichquartett entstand 1985 in dieser eher ruhigeren Phase. Kagel spiegelt damit konzentriert das Motto des Herbstfestivals: Tradition in Transition, die Auseinandersetzung zeitgenössischer Komponisten mit der musikalischen Tradition und ihrer Weiterentwicklung.

Das Ensemble Zeitsprung vereint hochkarätige Solisten für Neue Musik. Der Dirigent Markus Elsner leitet das in München ansässige Ensemble seit 2006. Ziel des Ensemble ist es, Neue Musik näher an die Menschen zu bringen, kein weiteres "Ghetto" für Spezialisten zu schaffen. In den Konzerten des Ensemble Zeitsprung gelingt es, durch Werkauswahl, vor allem aber durch Dramaturgie und Präsentation der Programme vermehrt auch Zuhörer anzusprechen, die sonst wenig Neue Musik hören. Ein wichtiger Aspekt hierbei ist es, die stilistischen Wurzeln der zeitgenössischen Werke spürbar werden zu lassen: Einen bedeutenden Platz im Repertoire des Ensembles nimmt Musik des 20. Jahrhunderts ein, in ihrer ganzen Vielfalt. Diese Vielfalt bildet den Pool, aus dem Komponisten heute ihre Sprache kreieren. So bedeutet die Aufführung der Musik von Debussy, Boulez, Reich, Strawinsky usw. Auseinandersetzung mit den unmittelbaren stilistischen Wurzeln zeitgenössischer Musik. Diese Wurzeln verfolgt das Ensemble Zeitsprung allerdings noch weiter zurück und integriert je nach Kontext auch ältere Musik bis zu Monteverdi oder sogar noch früher – bisher kam Musik aus sechs verschiedenen Jahrhunderten zur Aufführung. Dabei geht es nie um "Auflockerung" des Programms, sondern um das Aufzeigen von Zusammenhängen bzw. um dramaturgisch sinnvolle Kontrastierung.

Im Mittelpunkt des Konzerts des Ensembles Zeitsprung mit Musik lateinamerikanischer Komponisten steht ein Werk Mauricio Kagels. Der deutsch-argentinische Komponist, vor kurzem im Alter von 76 Jahren verstorben, galt als einer der bedeutendsten zeitgenössischen und zugleich produktivsten Komponisten. Er hatte sich als Dirigent, Musikpädagoge und Regisseur einen Namen gemacht. Kagel schuf nicht nur Bühnen-, Orchester-und Kammermusikwerke, sondern auch Filme, Hörspiele und Essays.

Amar Quartett
18. Oktober, 19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

Das Quartett setzt sich aus jungen Musikern zusammen, die in Zürich ansässig sind. Sein Name geht auf das legendäre Amar Quartett aus den 1920er Jahren zurück, in dem Hindemith als Bratschist mitwirkte. Seit seiner Gründung widmet sich das Amar Quartett den Werken Paul Hindemiths. Eine Gesamteinspielung aller Hindemith-Quartette zählt zu ihrem Werkkatalog. In der Werkauswahl verbindet das Amar Quartett bewährte Tradition mit der bewussten Förderung der zeitgenössischen Musik. Das Ensemble wurde in den letzten zehn Jahren mit internationalen Preisen ausgezeichnet.

Josef Friedrich Doppelbauer: Missa brevis (UA)
Für Oberstimmenchor und Instrumente (1986)
Domchor St. Nikolaus
19. Oktober, 9.30 Uhr, Dom St. Nikolaus, Feldkirch

Die Missa brevis für Oberstimmenchor von 1986 liegt uns in zwei Fassungen vor. Erstere mit Orgelbegleitung wurde bereits aufgeführt, bei der zweiten instrumentalen Fassung mit Flöte, Klarinette, Harfe, Viola und Cello handelt es sich um eine Uraufführung. Beide Fassungen liegen bis heute nur im Manuskript vor. Domorganist Johannes Hämmerle hat die instrumentale Fassung in Druckfassung gebracht.

Bei der Missa brevis handelt es sich um das einzige vollständige lateinische Ordinarium ohne Volksbeteiligung, das Doppelbauer über zwanzig Jahre nach Beendigung des II. Vatikanischen Konzils geschrieben hat. Die Bezeichnung der Messe als "Missa brevis" ist wohl auf die relative Kürze aller Messteile, die Nichtvertonung des "Credo" und die kaum auftretenden Textwiederholungen zurückzuführen. Dichte Verarbeitung von kleinmotivischen Elementen ist das kennzeichnende Merkmal dieser Komposition. Die gesamte musikalische Textbehandlung geht sehr stark vom Sprachrhythmus aus, was für Doppelbauers Vokalmusik charakteristisch ist. So finden wir in der Messe u.a. auch rezitativisch-deklamatorische Passagen.

Concentus Vocalis
19. Oktober, 18.00 Uhr, Festsaal Landeskonservatorium, Feldkirch

In den Mittelpunkt seines Konzertes im Festsaal des Landeskonservatoriums Feldkirch stellt der Concentus Vocalis das Werk "Jesus und seine Krämer" von Zoltán Kodály. Damit werden ein Monteverdi-Madrigalzyklus, Mahler-Lieder (arrang. von Clytus Gottwald) und Olivier Messiaens "O sacrum convivium" kombiniert. Das Ensemble wurde 1980 als "Kammerchor Hollabrunn" in Niederösterreich von seinem künstlerischen Leiter Herbert Böck gegründet. Der Schwerpunkt des Chors liegt in der A-capella-Musik von der Renaissance bis zur Gegenwart. Eine regelmäßige Zusammenarbeit verbindet den Concentis Vocalis mit dem Wiener Konzerthaus. Neben Mitwirkungen im Rahmen des Festivals für zeitgenössische Musik (Wien Modern) konnte sich der Concentus Vocalis auch im klassischen Repertoire beweisen.