Tone Fink zum Fünfundsiebzigsten

Neben seinem Hauptatelier am Neubaugürtel in Wien hat Tone Fink ein weiteres in Fußach am Bodensee, wo er sich zwei Monate im Sommer aufhält, und eine Expositur, das Fink-Haus in Schattendorf im Burgenland, ein ehemaliges Gasthaus mit einem riesigen Tanzsaal von 250 m2 und einem geräumigen Keller, wo er die großen Objekte lagert. Seine Tochter Kathrin, mit der er das Wiener Atelier teilt, veranstaltet dort zweimal im Jahr Ausstellungen mit zeitgenössischen KünstlerInnen.

Vater und Tochter kämen gut miteinander aus, erzählt Tone, sie kritisiere ihn gottseidank manchmal und mache das ganz gut. Die beiden ergänzen sich, sagt der Vater und ist sehr stolz, dass sie auch Zeichnerin ist, ausdauernd, nicht wie er, der in tausend Dingen herumhüpft, er lerne von ihr, dass sie seinem fahrigen Kitzel-Kritzel-herumschwirrenden- Vogelflug-Insekten-Nebel nicht folgt, schon mit Verdichtung, sagt ihm, dass er auch etwas anderes ausprobieren solle, kompakter und konsequenter und nicht so impressionistisch herumschwirren. Seine jahrzehntelange künstlerische Arbeit ist im Laufe der Zeit immer dichter geworden, inspirierter, verrückter. Kein bisschen gezähmt.

Faszinierend sein Umgang mit Papier, dem wesentlichen Material. Es ist wie der Fink’sche Umgang mit der Haut. Papier. Das hat mit Verletzungen zu tun, das kommt rothaarig, mittlerweile geweißt und könne mitunter zu Berge stehen. Mit Sommersprossen, hat eine wilde, verrückte Kindheit erlebt. Mit genug Narben ist er selber Verletzer und Arzt in einem geworden. Er reißt, klebt, schneidet, locht, drangsaliert das Papier. Man könne es wieder reparieren, flicken und stopfen. Papier ist unendlich genügsam. Er verwendet nicht die besten Papiere, diese machen ihn, sagt er, oft verrückt, sie sind ihm oft zu stabil, er bevorzugt die fragilen, die er oft doppelseitig behandelt.

Über diese doppelseitige Kleberei ist er zur Haut gekommen, zu Körpergehäusen und Behältnissen, zu Angezogenem, Überstülptem. Zur Behäutung. Objekte, oft schon fast wie Architektur. Die natürlich "auch performiert werden wollen". Mit Masken, Fahnen, Wagen, Karren. Dann Geräte und Möbel, aus Papiermaschee oder Papierkaschur. Abtastungen und Varianten. Alles kommt aufs Papier, durchs Papier, übers Papier, mit dem Papier. Und, man kann alles wieder ändern. Das sei wichtig. Seine ersten Figuren waren aus Gips, auch weiß, mit dem er es sowieso hat, vielleicht oft etwas zu wenig Weißlassungen, räumt er ein. Man wolle dem Betrachter irgendwie immer ein bisschen Theater vorführen, und da neige er mitunter etwas zum Gefälligen. Die Farbe Weiß, frage ich ihn, was es mit der auf sich hat. T. F. meint, er glaube, die komme schon ein bisschen von der Kirche. Ministrant, Vorbeter, unschuldig, nicht patzen, nicht Schmutzfink, nicht Schmierfink, ghörig, subr.

Das alles habe ihn schon sehr geprägt und, das Nähere vergesse man eher, er komme immer wieder darauf zurück. Schwarzenberg, Im Loch 287, so die Adresse damals, dunkel, oft sehr dunkel, dann wieder glühend heiß und hell. Der Vater war Schmied. Hufe und Eisen. T. F. hat mitunter auch eine Hassliebe gespürt, einmal habe man seinen Bruder zusammenschlagen wollen, weil man glaubte, er sei es, Tone, wegen der "Narrohut", wo es um Haut und Häute geht, um Mundartsprüche, die in diesem Film in den Kunststücken über die Bildschirme gelaufen sind. Er, "der Kommunist gegen die ÖVP". In Wien, später, sagt T. F., kann er dann ein bisschen frecher sein. Er erregt, weil er den Nerv der Zeit trifft. Jung und wild, alt und mild. Jetzt sei er ein bisschen ruhiger geworden. "Narrohut" hat Streit zwischen den Generationen ausgelöst. Peter Niedermair


Tone Fink - strich.icht
1. Januar bis 26. Januar 2019
Eröffnung: Di 1. Januar 2019, 16 Uhr