Tanja Prušnik in der Johanniterkirche Feldkirch

Was wird einmal bleiben von uns? Wer wird diese Zeichen lesen können? Die fragil schwebenden Bildkörper der Künstlerin Tanja Prušnik symbolisieren Spuren, die wir hinterlassen und die vielleicht einmal jemand finden wird. Zu dieser installativen Malerei formt der Komponist Karlheinz Essl elektronisch-algorithmische Klangspuren in den Kirchenraum.

Der Tod eines Freundes, die Geschichte der Familie, ein Kunstsymposium: Immer wieder gibt es für die Kärntner Slowenin Tanja Prušnik Anlässe, um sich mit dem Thema Spuren zu beschäftigen. Auf dem transparenten Bildträger einer Klarsichtfolie hat die Künstlerin goldene Farbspuren aufgetragen. Im archäologischen Kontext der Johanniterkirche Feldkirch bekommen diese Erinnerungsschleifen eine neue Bedeutung: „Es sind Spuren der Erinnerung. Teilweise ist die Erinnerung stark, teilweise hat sie Lücken. Durch die Transparenz löst sich der Hintergrund auf. Der Umraum wird sichtbar. In diesem Fall ist das die Johanniterkirche mit ihrer vielschichtigen Geschichte.“

Wie eine Art Krone wirkt die spiralförmige Installation im Kirchenschiff. Sie ist eine Einladung an die Besucher:innen, sich darin zu bewegen, so die Künstlerin: „Schattenwürfe, Luftzug, Wind und die Menschen bringen den fragil schwebenden Bildkörper in Bewegung. Ich überlasse an jedem Ort die Wirkung meiner Installation dem Faktor Zufall des jeweiligen Umfelds.“

In der Apsis hängen runde Glasscheiben mit grünen Farbspuren, mit der die Künstlerin an ihren Großvater Karel Prušnik-Gašper erinnert, einen Kärntner Slowenen und Widerstandskämpfer gegen die nationalsozialisistische Gewaltherrschaft, der seine Erinnerungen aufgeschrieben hat: „Diese Bilder in grünen Konnotationen sind meine fiktive Wiedergabe der real existierenden Landschaft, in der mein Großvater gewirkt hat. Die Drehung der Scheibe symbolisiert die Zeit, die vergeht und Erinnerungen verblassen lässt.“

Eine Klangspur perforiert das Gesehene: Die elektronisch-algorithmische Transformation des Orgelstücks „Prendere il Fa“, das Wolfgang Kogert für Karlheinz Essls Orgel-CD Organo/Logics (col legno 2023) eingespielt hat.

Tanja Prušnik (geboren 1971 in Wolfsberg/Kärnten) ist freischaffende Architektin und Künstlerin, lebt und arbeitet in Wien, Kärnten und Slowenien.

Karlheinz Essl (geboren 1960 in Wien) ist Komponist, Elektronikmusiker, Performer, Medienkünstler und Software-Designer.

spuren_sledi
Tanja Prušnik in der Johanniterkirche
21. Juli bis 17. September 2023

Eröffnung: Donnerstag, 20. Juli 2023, 20 Uhr
Es spricht: Chiara Redini, Juristin – Wolford und Fachhochschule Vorarlberg

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr
Samstag: 10 bis 14 Uhr