Tango Organtino

12. März 2014 Rosemarie Schmitt
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Man muss schon ein wenig verrückt sein, und auch mutig, eine CD wie "Tango Organtino" (Guild GMCD 7401) aufzunehmen, denn normal ist das nicht! Normal ist, wenn die Königin der Instrumente, die Orgel, ernsthafte religiöse Musik zu den Gehören bringt. Und im besonderen gilt dies für die Queen de la Queen, nämlich für die große Kirchen- oder Kathedralorgel.

Robert Matthew-Walker schreibt im Booklet der CD, dass sich solch imposante Instrumente ausnahmslos an einem von zwei Orten finden, nämlich entweder in religiösen Gebäuden (Kirchen, Kathedralen, Kapellen), oder in Stadthallen (z.B. Rathäusern oder kommunalen Konferenzorten). Die Orgel, so Matthew-Walker, ist nicht beweglich, was sie zum einzigen Musikinstrument macht, das bauartbedingt nicht reisen kann.

Umso beweglicher ist der schweizer Organist Martin Heini, beweglicher nicht nur in örtlicher Hinsicht, sondern ganz besonders auch in musikalischer. Ein wenig verrückt eben, vom Gewöhnlichen, vom Üblichen abweichend. Was er der Goll-Orgel der Pfarrkirche St. Katharina im schweizerischen Horw entlockt ist unglaublich unreligiös. Rumba, Walzer, Paso-Doble, Bossa-Nova und auch Tango – in einer Kirche?! Ja! Martin Heini darf das nicht nur, er kann es! Und wie!

Neben dem Lehrdiplom für Orgel und Klavier sowie dem Kirchenmusikdiplom A erlangte er das Konzertreifediplom Orgel mit Auszeichnung. Professor Martin Heini (geb. 1968) ist Dozent für Klavier an der Pädagogischen Hochschule Luzern und Dozent für Orgel an der Hochschule Luzern-Musik. Dort war er von 1999 bis 2007 Leiter der Ausbildung Kirchenmusik C. Seit 1995 ist er hauptverantwortlicher Kirchenmusiker an der Pfarrkirche St. Katharina Horw und künstlerischer Leiter der Konzertreihe "Musik zu St. Katharina Horw".

"Tango Organtino" (Rhythm and Groove for Organ) zeigt wie wundervoll unterhaltsam, übermütig, wie voller Lebensfreude Orgelmusik sein darf und kann, auch in einer Kirche. Martin Heini ist ein wahrer Klangakrobat und Meister seines Intrumentes. Keine der Kompositionen dieser CD ist älter als 50 Jahre und all jene, die sie schrieben, sind quicklebendig und aktiv. So der 1952 geborene Franzose Pierre Cholley, der 1959 in Argentinien geborene Andrés Laprida, die Amerikanerin Emma Lou Diemer (*1927), der jüngste im Bunde: der französische Komponist Julien Bret (geboren 1974), der Ungar Zsolt Gárdonyi (1946) und der Brite Robert Prizeman (*1952).

Martin Heini zieht alle Register (wahrscheinlich nicht tatsächlich), flitzt über Tasten (oben) und Pedale (unten) und demonstriert, wie vergnüglich und munter Orgelmusik zu sein vermag. Für den Organisten und die Zuhörer!
Nein, normal ist das nicht! Aber genial!

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt