Surreale Schöpfungsgeschichte als Zirkustheater

28. Januar 2023
Bildteil

Wen vom Zirkus die Rede ist, denkt man an bunt gestreifte Zelte, Tierdressur und Kindergelächter. Dass der zeitgenössische Zirkus sich viel mehr der Performancekunst und Theaterbühne annähert, das beweist die Compagnie "Dada Zirkus" schon seit mehren Jahren. Zuletzt waren sie 2018 in Vorarlberg und präsentierten ihr Zirkustheaterstück "Picknick for one" im Dornbirner Spielboden. Am 17. Februar 2023 kehrt das bunte Ensemble nach einer Corona-Zwangspause in die Messestadt zurück. Das dadaistische Zirkuskollektiv hat seine ganz eigene Schöpfungsgeschichte im Gepäck.

Am Anfang war das Licht - doch das alleine langweilt. Drei clowneske Götter wollen darum das Universum, die Welt und Leben kreieren. Ihre Rollen sind anfänglich noch unbestimmt und präzisieren sich erst im Schöpfungsprozess. Die höheren Wesen geraten darüber in Streit, wem denn jetzt welche Götter-Rolle zu Teil wird und wie mit den erschaffnen Menschen und Tieren umgegangen werden soll.

Die Bühne von "Genesis" ist ein schwarzer Kasten und kommt zuerst minimalistisch daher, um rasch mit den überbordenden Möglichkeiten zu überraschen, die sich aus dem Geschick und Humor der drei Akteure speisen. Licht- und Schattenspiele kommen ebenso zum Einsatz wie Hommagen an Charlie Chaplin und visuelle Effekte, die an Zeichentrickfilme erinnern und unser physikalisches Verständnis der euklidischen Welt sprichwörtlich auf den Kopf stellen.

Die Artisten Arno Uhl, André Reitter und Bernhard Zandl weben aus Akrobatik, Jonglage, Clownerie, Zauberei, Figurentheater und Objektmanipulation unvergessliche visuelle Momente und Szenen, die schwer in Worte zu fassen sind.

Aus anderen Sphären scheint auch die Livemusik zu kommen, welche das etwa 70-minütige Programm untermalt. An der E-Violine beweist Roxanne Szankovich, dass sie in den unterschiedlichsten musikalischen Welten zu Hause ist. Mithilfe einer Loop-Station und andersweltlichen Verzerrungseffekten schafft sie den perfekten Score für die skurrilen Bilderwelten auf der Bühne. Dabei wirkt der Klangteppich so dicht, dass man ganz vergisst, dass eine einzelne Musikerin diese vielen tonalen Ebenen erzeugen kann.

"Das, was wir machen, ist sehr eng abgestimmt. Es geht wirklich Hand in Hand. Es ergänzt sich oder spielt gegeneinander. Je nachdem, welches Stilmittel gewählt wird," erzählt die Musikerin im Interview mit dem ORF Steiermark. Und Arno Uhl bringt die Prämisse des Stücks auf den Punkt: "Es ist die Geschichte von drei Göttern, die das Universum, die Welt, die Menschen schaffen. Es ist unsere eigene Geschichte."

"Genesis" liefert ungesehene Bilder und lässt das Publikum mit offenem Mund zurück: Performancetheaterkunst, die bezaubert, berührt und verblüfft, wie es eben nur der Zirkus kann.